Düsseldorf Streichelzoo und Spielplätze: Da wird der OB nervös

OB Geisel verlangt von allen Ämtern Sparvorschläge, doch unpopuläre Ideen weist er lieber brüsk zurück.

Düsseldorf. Auf einer Popularitätswelle schwimmt er nicht gerade, der Oberbürgermeister Thomas Geisel. Für sein lautes Nachdenken über das Schauspielhaus bezog er lokal und bundesweit fast so viel Prügel wie sein — auch deshalb — abgewählter Vorgänger Dirk Elbers nach dessen Ruhrgebietspruch „Da möchte man nicht tot überm Zaun hängen“. Geisel kann also gerade weitere Proteststürme nicht gebrauchen.

Vermutlich reagiert er deshalb so gereizt auf zwei Sparvorschläge aus dem städtischen Gründezernat. Den ersten Sturm im Wasserglas entfachte die Meldung, der Streichelzoo im Südpark sei von Schließung bedroht, weil die Stadt ihre Mittel für die Werkstatt für angepasste Arbeit um 300 000 Euro reduzieren wolle. Natürlich war der Aufschrei groß (auch weil es um behinderte Mitarbeiter geht), und natürlich wurde das alles nicht so heiß gegessen, schon einen Tag später war klar: Der Streichelzoo bleibt geöffnet.

Am Freitag dann meldete „Bild“, die Stadt wolle 2017 260 000 Euro beim Unterhalt der Spielplätze einsparen. Fürwahr ein bescheidener Posten im 2,77 Milliarden-Euro-Etat der Stadt. Dennoch schoss die CDU-Opposition gleich scharf. Und OB Geisel ließ eine Pressemitteilung heraus, deren harscher Ton bemerkenswert ist. Er habe „kein Verständnis dafür“, dass der Fachverwaltung beim Thema Einsparungen nur bürgernahe Angebote einfielen. Zudem sei er erstaunt, dass solch kritische Vorschläge nicht mit ihm abgestimmt würden. Dann pfeift der OB seine Gartenamtsleiterin Törkel und Gründezernentin Stulgies zurück und belehrt sie: „Bei der Herstellung der historischen Parkanlagen kann man es zum Beispiel etwas langsamer angehen lassen. Auch ist der Verzicht auf eine eigene Baumschule eher zu verschmerzen als Einsparungen bei Kindern oder Streichelzoos.“ Rumms, das saß.

Tatsächlich aber darf sich niemand über die mehr oder weniger blöden Sparvorschläge wundern. Wer Bürokratien damit beauftragt, bei sich selbst den Rotstift anzusetzen (wie es Geisel mit seinem Konzept „Verwaltung 2020“ mindestens indirekt getan hat), bekommt in der Regel genau diese Ergebnisse. Sparvorschläge nämlich, die sich möglichst schwer umsetzen lassen — und in der Ablage verschwinden. Und sei es nur, weil sie dem Chef zu unpopulär sind. Davon tauchen in den nächsten Wochen garantiert noch mehr auf.

P.S. Die 435 Spielplätze sind alles in allem in einem guten Zustand und könnten gut für ein Jahr mit 260 000 Euro weniger auskommen.