Aktion in Düsseldorf Symbolpolitik? Ja, dennoch spricht viel für mehr autofreie Sonntage

Düsseldorf · Ein autofreier Sonntag wie er in Düsseldorf nun stattgefunden hat, ist natürlich erstmal nur Symbolpolitik. Doch Symbole sind wichtig für die Einleitung einer Verkehrswende. Richtig mutig wäre ein Versuch zum Beispiel im Advent.

Keine Autos auf der Breite Straße am Sonntagmittag. Wegen der großen Feste am Rheinufer und in der Carlstadt war hier indes nicht viel los.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Natürlich konnte jetzt von einem autofreien Sonntag in Düsseldorf nicht wirklich die Rede sein, dafür war die Tabuzone für Autos schlicht zu klein. Und natürlich trägt ein solcher Tag nicht groß zur Verbesserung des Weltklimas bei. Ja, autofreie Sonntage sind zunächst einmal „nur“ Symbolpolitik, zumal sonntags auf den Straßen in Düsseldorf ohnehin weniger Verkehr ist –  wobei man andererseits staunte, wie viele Leute auch an diesem sonnig-warmen Tag außerhalb der City wieder nicht auf das Auto verzichten wollten. Was wiederum noch einmal verdeutlichte, dass eine Verkehrswende mit frommen Appellen allein nicht eingeleitet, geschweige denn umgesetzt werden kann. In Deutschland kommt man da nur mit handfesten Vorschriften und Verboten voran.

Die häufigsten Fragen, die man am vergangenen Sonntag in der Düsseldorfer Innenstadt zu hören bekam, waren die: Warum hat die Stadt das nicht schon viel früher ausprobiert? Und warum macht sie das jetzt nicht öfter? Nun, das ist nicht gesagt, auf jeden Fall dürfte es diesmal keine 46 Jahre dauern, bis es mal wieder einen autofreien Sonntag gibt.

Die Politiker im Stadtrat, die sich lange zierten und immer neue Bedenken vorschoben, insbesondere in den Reihen von CDU und FDP, haben die gewaltige Bedeutung des Themas Klimaschutz und Verkehrswende erkannt und agieren jetzt offener und (etwas) mutiger. Natürlich bringen autofreie Sonntage auch im größeren Maßstab keineswegs das Leben in der Stadt zum Zusammenbruch, ganz im Gegenteil. Das beweist zum Beispiel jedes Jahr der Marathon, bei dem Autos auf viel mehr Straßen nicht fahren können. Es ist auch in Düsseldorf an der Zeit, so manche Bedenken und Unkenrufe einfach mal zu ignorieren. Anders hätte zum Beispiel ein Katalysator, gegen den die Autoindustrie vor der Einführung Sturm lief, nie verpflichtend eingeführt werden können. Genauso wenig wie  das Lkw-Fahrverbot an Sonntagen, das eben nicht zum Logistikchaos und zu Warenengpässen geführt hat, wie von den Lobbyisten zuvor an die Wand gemalt.

Wie gesagt: Autofreie Sonntage sind nur ein Symbol, aber ein wichtiges, zeigen sie doch, wie das Leben im Zentrum einer Großstadt aussehen könnte. Nämlich ohne Lärm und Abgase und dafür mit viel mehr freiem Raum. Sinnigerweise sollte flankierend die Rheinbahn ihr Gratis-Angebot an solchen Sonntagen wiederholen und damit auch für sich werben.

Natürlich ergibt es keinen Sinn, einen autofreien Sonntag in den Januar oder Februar zu legen, wenn es in der City keine Großveranstaltung gibt. In der wärmeren Jahreszeit bieten sich solche Tage eher an, insbesondere angesichts des üppig gefüllten Düsseldorfer Feste-Kalenders. Der Japan-Tag zum Beispiel schreit förmlich nach einer konsequenten Verbannung der Autos im dann ohnehin überfüllten Innenstadtbereich.

Weitaus verwegener wäre ein autofreier Tag im Advent, zumal der Handel da garantiert Zeter und Mordio schreit. An den vier Samstagen vor Weihnachten ist die City fast jedes Jahr hoffnungslos überfüllt, es gibt Staus ohne Ende, für die Fußgänger gibt es auf vielen Verkehrsinseln und Gehwegen nicht genügend Platz. Nun, die Samstage dürften dennoch sakrosankt bleiben, denkbar wäre dafür, den verkaufsoffenen Sonntag im Advent einmal testweise autofrei zu gestalten. Parallel müsste natürlich das ÖPNV-Angebot mindestens auf Werktagniveau gehoben werden. Dann könnte der potenzielle Verlust von normalerweise mit dem Auto einpendelnden Shoppern erheblich gemildert werden durch  Leute aus Düsseldorf und der näheren Umgebung, die gerade wegen der Autoverbannung an so einem Tag zum Einkaufen ins Zentrum kommen.