Task Force auf der Suche nach neuen Facharbeitern
Nach der Krise ist vor der Krise: Wie sich Industrie, Handel und Handwerk den Zukunftsproblemen stellen wollen.
Düsseldorf. Mit gebremstem Schaum präsentieren die Verantwortlichen aus der Wirtschaft derzeit die Zahlen des Arbeitsmarktes.
In die Zufriedenheit über deutlich bessere Rahmenbedingungen als im Vorjahr mischt sich Zukunfts-Skepsis: „Das Bewerber- und das Fachkräftepotenzial werden in den nächsten Jahren im Umland von Düsseldorf deutlich abnehmen“, sagt Peter Jäger, Chef der Arbeitsagentur, voraus.
Die Folge: „Unternehmen werden sich schwerer tun, hundertprozentig Qualifizierte passgenau zu finden.“
Während ein zunehmender Einstellungsbedarf von über 2.100 Kräften (plus 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) trotz gestiegener Arbeitslosigkeit einen ersten Anhaltspunkt für den Fachkräftebedarf liefere, stehe das dicke Ende noch bevor: Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre) nimmt in den kommenden 20 Jahren in Düsseldorf laut Statistischem Landesamt zwar um 28.000 Menschen zu, sie schrumpft aber im für die Wirtschaft in der Landeshauptstadt wichtigen Kreis Mettmann um 46.000 Menschen.
Jäger fordert deshalb intelligente Strategien. Die Task Force für Arbeit, gegründet vor zwei Jahren zur Bewältigung der Wirtschaftskrise, müsse den Blick auf das gesamte Arbeitskräftepotenzial erweitern.
IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann bringt das Ansinnen auf den Punkt: „Wenn wir wüssten, was unsere Taxifahrer alles können?!“ Ein Arbeitspotenzial an 100.000 Fachkräften bundesweit stecke womöglich dahinter. Siepmann spricht von 300.000 Erwerbsfähigen, die im Jahre 2030 im gesamten Regierungsbezirk fehlten.
Mit zunehmend differenzierten Ausbildungen (Bachelor und IHK-Abschluss) steuere man jetzt schon dagegen, für Anerkennungsverfahren ausländischer Berufsabschlüsse soll in diesem Jahr ein Konzept entwickelt werden. Thomas Köster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, sieht vor allen Dingen in der Verstärkung der Ausbildung das Erfolgsrezept für die Zukunft: „Es wird um einen Wettbewerb um kluge Köpfe und flinke Hände gehen.“
Ob das allerdings allein in deutschen Grenzen funktioniert, bezweifelt Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft, wenn er von einem notwendigen „Zuwanderungskonzept“ spricht. Zudem fordert er „Crashkurse“ in „Lesen, Rechnen und Schreiben“, statt Jugendliche mit Hartz IV abzuspeisen. Und er sagt: „Unternehmen müssen ihre Anforderungen herunterschrauben.“
Bei Mercedes in Derendorf ist diese Botschaft angekommen: „Wir brauchen nicht nur High-flighter, sondern auch Leute, die Autos zusammenschrauben können“, so Personalleiter Dietmar Meder. Längst gehe man in die Hauptschulen, um dort die Jugend für Technik zu begeistern. Und natürlich habe man auch auf Hochschulabsolventen ein Auge. Auch Ingenieurinnen kämen immer besser an. Bei entsprechenden Auswahltagen sei die Hälfte der Interessentinnen erfolgreich.