Tausende Schüler suchen Hilfe
Nach den Halbjahreszeugnissenhelfen jetzt Experten am Sorgentelefon Kindern und Eltern.
Düsseldorf. Eine Fünf in Mathe oder eine Vier in Deutsch? Am vergangenen Wochenende hat es Halbjahreszeugnisse gegeben. Damit Kinder nicht allein sind, wenn es mit den Noten nicht so gut hingehauen hat, helfen Experten.
Diana Goldermann-Wolf vom Kinderschutzbund in Düsseldorf weiß, was Kinder in diesen Tagen belastet: „Schlechte Noten selbst sind jetzt nicht das Hauptproblem der Schüler, zumal es ja nur das Halbjahreszeugnis gab. Leistungsdruck und Überforderung sind viel schlimmer.“ Ein Mädchen zum Beispiel habe sich beim Kinderschutzbund gemeldet, deren Sportlehrerin es zum Geräteturnen zwingen wollte und mit einem Tadel gedroht habe.
„Ein anderes Kind rief an, weil die zweite Vier auf seinem Zeugnis steht, und es die gestresste, alleinerziehende Mutter nicht belasten wollte“, berichtet Goldermann-Wolf. Rund 2500 Gespräche mit Jungen und Mädchen führen die Mitarbeiter des Düsseldorfer Schutzbundes im Jahr, 13 Prozent davon betreffen schulische Probleme.
„Ein großes Thema sind auch Spott und Ausgrenzung unter Mitschülern“, erzählt Goldermann-Wolf. „Wir haben Anrufe von Schülern, die leiden, weil sie dick oder ihre Eltern Ausländer sind. Sogar ein krebskranker Jungen wurde verspottet, weil er seine Haare verloren hat.“ Rund zwei Drittel aller Anrufer seien zwischen zwölf und 16 Jahren alt, ein Drittel machten Anrufe von Grundschülern der 3. und 4. Klassen aus.
„Leider gibt es bei uns auch immer wieder Kinder, die sich nicht nach Hause trauen mit ihrem Zeugnis“, sagt sie. Ferien, die gestrichen würden, Hausarrest und Angst vor körperlicher Gewalt seien leider auch immer noch an der Tagesordnung. Erfreulich, so die Kinderschutz-Expertin, sei die Tatsache, dass mittlerweile mehr Jungen ihr Hilfebedürfnis artikulierten: Ihr Anteil unter allen Anrufern betrage 44 Prozent.
Die Bezirksregierung hat zu den Halbjahreszeugnissen drei Tage lang ein Sorgentelefon eingerichtet, Schulpsychologen hören sich die Probleme der Kinder und Eltern an: „Wir haben 30 bis 40 Anrufe pro Tag“, sagt Volker Klagges, Sprecher bei der Bezirksregierung. „Ungerechte Benotung und wie man sich dagegen wehren kann sowie Fragen zur weiteren Schullaufbahn sind dabei die dringenden Probleme.“