Theater unter freiem Himmel Jugendliche lernen die Welt auf und hinter der Bühne kennen
Im Rahmen des Theaters unter freiem Himmel vor dem Schauspielhaus haben sechs Schulklassen Workshops genutzt. Unterstützt wurde die Aktion von den Stadtwerken Düsseldorf.
Beatrice und Silvio haben gerade ihren Fechtkampf beendet, als der Himmel über der Düsseldorfer Innenstadt seine Schleusen öffnet. Aus Sicherheitsgründen entscheidet die Theaterleitung des Schauspielhauses, die Open-Air-Aufführung von Goldonis „Der Diener zweier Herren“ vorzeitig abzubrechen. An eine Fortsetzung am selben Nachmittag ist leider nicht zu denken, denn das 40-köpfige Ensemble ist pitschnass. Die Zuschauer retten sich von der Tribüne ins Trockene.
Unter ihnen sind 170 Schüler. Ihre Klassen hatten sich – im Rahmen des Exklusivsponsorings der Stadtwerke Düsseldorf für das Theater unter freiem Himmel – für kostenlose theaterpädagogische Workshops angemeldet. „Sechs Klassen haben das Angebot genutzt, eine mehr als ursprünglich geplant“, freut sich Thiemo Hackel, Theaterpädagoge am Gustaf-Gründgens-Platz.
Die Anmeldungen kamen von der Anne-Frank-Realschule in Flingern, der Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße in Eller und der Peter-Ustinov-Gesamtschule in Monheim. Sie sollten die Möglichkeit bekommen, Goldonis turbulente Komödie aus dem 18. Jahrhundert live zu erleben und sich im Anschluss über den Inhalt – und seine Bedeutung für junge Menschen des 21. Jahrhunderts – auszutauschen. Durch den Wolkenbruch fiel dieses Vorhaben zwar leider ins Wasser. „Wir konnten aber kurzfristig für einen gewissen Ersatz sorgen und so die Enttäuschung abmildern“, erklärt Thiemo Hackel. Bis zum 3. Juli – so lange ist das Bühnenstück noch open air zu sehen – können die Jugendlichen gratis eine Abendvorstellung besuchen. Und das Gespräch holt der Theaterpädagoge auf Wunsch gerne vor Ort in den Schulen nach.
Bereits gut „über die Bühne“ gegangen ist ein weiterer Workshop auf Initiative des Schauspielhauses und der Stadtwerke. Zwei Klassen nutzen die Gelegenheit einer ganz besonderen Berufsorientierung. Wegen der Corona-Zwangspause in den vergangenen zwei Jahren erscheinen solche solche Angebote wichtiger denn je. Bei einem Rundgang durch das Schauspielhaus erfuhren die Teenager, „wie Theater funktioniert, dass Theater cool ist und zudem ein interessanter Arbeitgeber sein kann“, wie Thiemo Hacker erläutert. Denn auch auf, hinter, unter und über den Brettern, die die Welt bedeuten, herrscht Fachkräftemangel. Entsprechend gefragt ist der Nachwuchs. Dabei geht es um weitaus mehr Berufe als im Schauspiel- oder Regiebereich. „Es sind über 100“, weiß Thiemo Hackel.