Tonhalle ist ab 2018 kein Amt mehr

Stadt will den von der Intendanz seit Jahren geforderten Schritt jetzt tun und dem Konzerthaus mehr Freiheit geben.

Foto: Alice Wiegand

Schon Vera van Hazebrouck hat diesen Schritt gefordert. Und Michael Becker, der 2007 ihr Nachfolger als Tonhallen-Intendant wurde, hat es gleichsam vom ersten Tag an getan: Die Tonhalle soll eine GmbH werden — und nicht mehr Amt 41/ 211 der Stadt Düsseldorf bleiben. Jetzt scheint es tatsächlich so weit zu sein: Kulturdezernent Hans-Georg Lohe legt dem Kulturausschuss am kommenden Donnerstag die Vorlage 41/ 88 /2017: „Gründung der Tonhalle Düsseldorf gGmbh“ vor. Stimmt die Politik erwartungsgemäß zu, wird das Konzerthaus im ehemaligen Planetarium ab 1. Januar 2018 als eigenständige Gesellschaft geführt — auch wenn die Stadt 90 Prozent am Stammkapital (25 000 Euro) hält, die restlichen zehn Prozent soll die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Tonhalle übernehmen.

Davon nicht betroffen ist das Orchester: Die Düsseldorfer Symphoniker bleiben genau wie bisher bei der Stadt angestellt. Alle anderen Beschäftigten des Hauses indes sollen auf die GmbH überführt werden, haben aber ein Rückkehrrecht zur Stadt für fünf Jahre.

Die Tonhalle als Institution hingegen soll — nicht zuletzt in Person des agilen Intendanten Becker — viel selbstständiger und flexibler ihre Mittel einsetzen können und ihr Handeln „verstärkt nach unternehmerischen Gesichtspunkten ausrichten, um Mehreinnahmen zu erwirtschaften“, die wiederum für künstlerische Projekte einzusetzen sind, heißt es in der Vorlage. Auch die Preisgestaltung für Konzerte könne flexibler werden.

Michael Becker sagt dazu im WZ-Interview: „Wir wären finanziell und personell nicht mehr dem gesamtstädtischen Getriebe unterworfen und können über längere Zeiträume organischer planen.“ Zugleich warnt er kurzfristig vor zu großen Erwartungen: „Dabei sparen wir zwar erst mal kein Geld und werden auch nicht plötzlich reich, wir können die Mittel aber anders anlegen, die Personaldecke selber zurecht ziehen, außerhalb fixierter Stellenpläne denken.“ Heißt im Klartext: Die Tonhalle wird sicher nicht sogleich so kostspielig-luxuriöse Konzertsaisons wie die schon lange als private Gesellschaft geführten Klassikhäuser in Essen, Dortmunds und insbesondere in Köln (Philharmonie) planen können, wo weitaus öfter die absoluten Weltklasseorchester von den Wiener und Berliner Philharmoniker bis zum Amsterdamer Concertgebouw- und den „US-Big Five“ gastieren. Die Tonhalle könne als gGmbH zumindest „ihre knappen Ressourcen optimal nutzen“, heißt es etwas ernüchternd in der Vorlage. Mehr Geld kriegt die Tonhalle nicht, ihr Zuschussbedarf von der Stadt wird für 2018 stabil auf 9,56 Millionen Euro taxiert.

Becker, dessen Vertrag noch bis 2019 läuft und der seit Jahren steigende Besucherzahlen in den Konzertreihen vorweisen kann, zur Seite gestellt wird ein kaufmännischer Geschäftsführer. Dem zu gründenden Aufsichtsrat gehören unter anderem OB Geisel, Lohe und sechs Ratspolitiker an.