Musik in Düsseldorf Virtuelle „Sofa-Symphonie“
Derendorf. · Bis Weihnachten spielen kleine Ensembles der Tonhalle für besondere Anlässe virtuelle „Sofa-Symphonien“.
Das Publikum ist bereits anwesend – zumindest virtuell. Die Blicke der Familien und Pärchen, die aus den 27 Kacheln der Zoom-Videokonferenz in den noch stillen Kammermusiksaal der Tonhalle schauen, wirken gespannt. Bei einer Familie quetscht sich noch der Hund mit auf die Couch, woanders muss der Sohnemann zur Überbrückung der Wartezeit ein wenig bespaßt werden. Doch als die Protagonisten die „Bühne“ betreten, wird es plötzlich laut. Die Menschen entsperren ihre Mikrofone und applaudieren den fünf Bläsern der Düsseldorfer Symphoniker. Nach einer kurzen Begrüßung fangen die Musiker dann auch direkt an zu spielen – live aus der Tonhalle.
„Ursprünglich war einmal angedacht, dass die Musiker auch tatsächlich vor Ort bei den Menschen spielen“, sagt Konzertpädagogin Katharina Höhne. Nachdem ein realer Besuch aufgrund der Kontakt-Beschränkungen zunehmend unwahrscheinlich erschien, waren schnell die virtuellen „Sofa-Symphonien“ entstanden. „Uns war es wichtig, diese besondere Nähe zu den Musikern irgendwie weiter zu ermöglichen.“ Seitdem geben unterschiedliche Ensembles der Symphoniker jeden Tag und noch bis Weihnachten 45 Minuten lange Live-Konzerte, die jedoch auf einen exklusiven Kreis beschränkt sind. Zum einen, um den persönlichen Austausch zwischen Musikern und Gästen zu ermöglichen. Zum anderen, weil die kostenlosen Konzerte als persönliche Überraschung zum Verschenken erdacht sind, um die man sich bewerben muss. Dabei machte es die Technik möglich, dass auch Freunde und Familie aus ganz Europa – oder wie zuletzt sogar aus Singapur – zugeschaltet werden können.
Dass sich für das Konzert am vergangenen Freitagabend aber gleich eine ganze Gemeinde beworben hatte, war dann auch für die Musiker ein Novum. Die neuapostolische Gemeinde Derendorf wollte damit ihrem langjährigen ehrenamtlichen Seelsorger und Vorsteher der Gemeinde mit einem persönlichen Erlebnis in den Ruhestand verabschieden. Stilecht mit „Pauken und Trompeten“, denn Wolfgang Slaghuis ist nicht nur leidenschaftlicher Musik-Liebhaber, sondern auch passionierter Organist – und er war jahrelanger Dirigent des Gemeindechors.
Da dieser größtenteils anwesend war, entwickelte sich das Vorspiel nach den ersten Stücken von Georg Friedrich Händel zunehmend zu einem Konzert unter Beteiligung des Publikums. Denn die Bewerber hatten sich Weihnachtslieder für Slaghuis gewünscht, orientiert am Gesangsbuch der Gemeinde. „Es ist großartig, dass wir beim Spielen ihre Gesänge hören können. Das kannten wir so auch noch nicht“, freute sich Posaunist Jan Perschel. Lediglich der Klang der Übertragung glich mehr dem einer alten, kratzigen Schallplatte, auch wenn eine technische Regie sich um die Qualität bemühte. Bei fast 40 Stimmen und nicht gerade konzertfähigen Mikrofonen blieben Störgeräusche allerdings nicht aus.