Transplantationen: Zwölf neue Herzen — elf neue Leben
Im ersten Jahr nach der Wiederaufnahme der Verpflanzungen an der Uni-Klinik wurden zwölf Menschen operiert.
Düsseldorf. Professor Udo Boeken gerät fast ins Schwärmen, wenn er von Mathias Szabo spricht. „Er ist wieder voll berufstätig als Altenpfleger, hat geheiratet und spielt sogar wieder Tischtennis“, sagt der Oberarzt in väterlichem Ton. Denn ohne ihn und seine Kollegen vom Transplantationsteam der Uni-Klinik wäre Szabo nicht mehr am Leben Der heute 28-Jährige hat im September 2010 an der Uni-Klinik ein neues Herz eingepflanzt bekommen — als erster Patient nach zehn Jahren.
Nun, etwas mehr als ein Jahr nach der Wiederaufnahme der Herztransplantationen in Düsseldorf, blickt Boeken auf eine erfolgreiche Bilanz. „Wir haben es geschafft, eine Warteliste von 20 bis 25 Patienten aufzubauen und mit zwölf Transplantationen eine gute Quote erreicht“, sagt der Herzchirurg. Zum Vergleich führt er die Uni-Kliniken in Köln, Aachen und Essen auf, wo es jeweils nur fünf Transplantationen gab. „Wir haben in Düsseldorf eine sehr gute Infrastruktur und die Kapazitäten, schnell zuzuschlagen, wenn ein Organ-Angebot kommt.“
Denn wenn der Spenderorgan-Koordinator Eurotransplant sich meldet, muss alles ganz schnell gehen. Im Fall des Langenfelders Szabo flogen Boeken und sein Team nach Erlangen, um das Spenderherz bei einem Hirntoten zu entnehmen. „Wenn das Herz aus dem Körper des Spenders entnommen wurde, bleiben allerhöchstens viereinhalb Stunden. Dann muss es wieder schlagen.“
Mit den zwölf Transplantationen haben die Spezialisten elf Menschen ein neues Leben geschenkt. Boeken erinnert sich an den besonders tragischen Fall einer erst 21-jährigen Krefelderin: „Ein verschleppter Infekt hatte ihr Herz geschwächt. Wir mussten sie schon kurz nach ihrer Einlieferung wiederbeleben.“ Die Chirurgen ersetzten das nicht mehr funktionsfähige Herz durch ein Kunstherz, überbrückten so drei Wochen — bis ein Spenderorgan gefunden war. „Und vier Wochen nach der OP verließ sie bereits das Krankenhaus und ging in die Reha.“
Allerdings gab es auch einen Patienten, der die Herz-Verpflanzung nicht überlebte. „Der Mann ging bereits mit einem Schock in die Transplantation. Das Risiko, dass er es nicht schafft, war hoch“, sagt Boeken. Premieren-Patient Szabo, den Boeken regelmäßig bei Treffen einer Selbsthilfegruppe für Herzpatienten trifft, hat das kritische erste Jahr überstanden. In dieser Phase ist das Risiko einer Abstoßreaktion des Körpers am größten. „Danach muss der Patient nur noch zwei Tabletten schlucken, um ein Abstoßen zu verhindern“, sagt Boeken.
Doch auch das neue Leben, das die Chirurgen ihren Patienten ermöglichen, ist begrenzt. Im Schnitt schlägt ein verpflanztes Herz etwa zwölf Jahre im neuen Körper. „Ich kenne allerdings auch einen Fall, in dem ein Mann schon 20 Jahre mit seinem neuen Herz lebt“, sagt Boeken.
Für 2012 wünschen sich Boeken und die Kollegen vom Transplantationsteam, die Zahl der Herz-OPs steigern zu können. „Doch das hängt natürlich auch von der Zahl der Spenderorgane ab.“ Werbung für Organspenden und Aufklärungsarbeit wollen die Düsseldorfer Herzspezialisten deshalb auch leisten. Zum Beispiel beim Organspendetag am 28. März.