Udo Heimannsberg über Kino: „Der Glanz ist nicht mehr da“

Udo Heimannsberg über Stars, Publikum und Marketing.

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Kino war für Sie schon in der Kindheit das Größte. Nach ihrer Zeit als Werbegrafiker haben Sie es zum Beruf gemacht.

Udo Heimannsberg: Ja, das stimmt, ich habe große Teile meiner Jugend im Kino verbracht. Ob im Kristall-Palast an der Immermannstraße oder im Capitol am Worringer Platz oder im Bambi. Auch im Savoy habe ich oft Filme angeschaut. Ich weiß sogar noch mein erstes Mal im Savoy, das war im Sommer 1965, der Film hieß „Onkel Toms Hütte“. Zunächst einmal war es natürlich toll, statt das Geld an die Kinokasse zu tragen, konnte ich es quasi von der Kinokasse nach Hause bringen.

Als Sie 1975 im Savoy anfingen, da war die große Zeit des Kinos schon vorbei. Aus Palästen wurden Schuhschachteln, aus Heimatfilmen wurden Lederhosen-Filme. Die Zukunft sah nicht rosig aus.

Heimannsberg: Das stimmt überwiegend, insbesondere für die Filmkunst wurde es in den traditionellen Häusern schwierig. Aber dann hat sich diese Sparte neu erfunden. Als ich 1979 das Metropol-Theater übernahm, begann die Zeit der Programmkinos. Vor allem junge Leute, Studenten, Künstler interessierten sich für die Schätze der Filmgeschichte. Wir haben im Repertoireprogramm Klassiker wie „Lawrence von Arabien“ gezeigt und auch die Meisterwerke von Truffaut bis Jacques Tati. Auch das Interesse am deutschen Film stieg. Wir waren mit beidem erfolgreich.

Die große Zeit der Programmkinos ist auch vorbei. Wie hat sich das Kino seither verändert?

Heimannsberg: Die Kinos haben sich verändert, aber vor allem hat sich das Publikum verändert. Mit den Multiplexen haben sich die technischen Ansprüche erhöht, auch der Sitzkomfort ist besser geworden. Bei den Filmen bin ich mir da nicht so sicher. Bei den Großproduktionen setzt Hollywood auf bewährte Muster oder gleich auf „Franchises“, also Fortsetzungen, die auf allen Vermarktungskanälen zu Geld gemacht werden. Keiner wäre damals auf die Idee von „Ben Hur“-Bettwäsche gekommen, heute ist „Star Wars“ auch als Motiv für Geschirr und Tornister Realität. Das Publikum im Filmkunstbereich ist älter geworden. Das bedeutet auch, dass wir mittlerweile die Hauptvorstellung um 19 Uhr ansetzen und die letzte Vorstellung beginnt um 21.30 Uhr. Nachtvorstellungen gibt es bei uns nur noch in der Reihe „Mitternachtskino“, die Leute wollen heute früher zu Hause sein.

Sie schauen auf 60 Jahre Savoy zurück, den meisten Teil dieser Zeit haben Sie als aktiver Kinogänger und als Kinomacher verfolgt. Befällt Sie heute Abend Wehmut?

Heimannsberg: Ein ganz entschiedenes „Jein“. Loriot hat ja mal formuliert: „Früher war mehr Lametta.“ Der Glanz ist nicht mehr so da. Eine Kinopremiere ist heute kein Event mehr, über das die ganze Stadt spricht und selbst, wenn Stars kommen, ist die Straße nicht mehr schwarz vor Menschen. Aber andererseits, war früher nicht alles Gold was glänzte. Ich freue mich jedenfalls riesig über das Jubiläum und dass ich immer noch in diesem Kino arbeiten und Filme sehen kann.