Unterrather verlieren Kirchen

Die Mitglieder der evangelischen Gemeinde Unterrath sorgen sich um ihre Kirchenstandorte.

Düsseldorf. Kirchenfinanzmeister Ingo Gorski hat keine guten Nachrichten für die Teilnehmer der Gemeindeversammlung in der Petruskirche: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, haben wir 2020 ein Defizit von 265 000 Euro.“ Das sei jedoch nicht zulässig, da jede Gemeinde einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen müsse. „Und anders als die Bundesregierung können wir ja nicht einfach die Steuern erhöhen.“

Als Hauptgrund für die finanzielle Misere nennt Gorski die demographische Entwicklung. Die Zahl von 6500 Gemeindemitgliedern wird sich bis 2030 halbieren, gleichzeitig rechnet man bis dahin mit Einnahmeeinbußen von über 40 Prozent. „Wir prüfen deshalb jetzt in sämtlichen Bereichen, wo wir sparen können. Alles muss hinterfragt werden.“

Dass Arbeitsplätze wegfallen, schließt Gorski nicht aus. Die drei Kitas seien vom Sparzwang zumindest nicht betroffen, da die Kosten hierfür weitestgehend von der Diakonie übernommen würden. Bereits vergangenen Sommer wurde das Gemeindehaus der Petruskirche geschlossen, doch für besonders viel Wirbel sorgt das Thema Kirchenstandorte (siehe Kasten rechts).

„Das Konzept muss auf Null gesetzt werden, die bisherigen Beschlüsse sind für viele von uns nicht tragbar“, sagt beispielsweise Günther Poliat. „Ich hätte mir mehr Transparenz gewünscht. Die Mitglieder werden in den Entscheidungsprozess viel zu wenig eingebunden“, kritisiert Peter Flocken, der selbst einige Jahre als Presbyter tätig war. Er erntet dafür viel Zuspruch, wie Flocken machen viele während der Versammlung ihrer Enttäuschung Luft. Neue Konzepte, um den Nachwuchs wieder für das Thema Kirche begeistern zu können, werden gefordert, sogar der Ruf nach einem externen Mediator, der die Gemeinde wieder zusammenführen soll, wird laut.

„Es ist verständlich, dass jeder für seinen Bezirk, für seine Kirche kämpfen will. Aber dieses Denken in Bezirken muss aufhören“, fordert Kurt Schaaf, Vorsitzender des Presbyteriums. Er kündigt die Entwicklung eines Stufenplans an, der dabei helfen soll, die Vorgaben des Kirchenkreises umzusetzen. Auch die Option, dass alle drei Kirchen einem Neubau weichen, stehe weiterhin im Raum.