Verärgerter Arzt schwärzte Patienten an
Rechtsanwalt hatte den Mediziner angezeigt. Er zahlt nun 3000 Euro an Armenküche.
Düsseldorf. Einen heftigen Streit hatte es zwischen einem bekannten Düsseldorfer Augenarzt und einer Patientin gegeben. Und zwar so heftig, dass der 56-Jährige die Befunde der gesamten Familie, die bei ihm in Behandlung war, bis montags morgens um 8.30 Uhr zum Abholen bereit legte.
Weil zu dem Termin niemand erschien, war der Mediziner verärgert. Aus Rache schickte er eine E-Mail an den Seniorpartner der Rechtsanwalts-Kanzlei, wo der Vater der Familie arbeitet. Das hätte er besser gelassen. Gestern musste sich der Augenarzt wegen des Verrats von Patienten-Geheimnissen vor dem Amtsgericht verantworten.
Der 56-Jährige räumte ein, dass er sauer gewesen ist: „Die Akten haben da noch tagelang gelegen.“ So kam er auf die Idee, den Chef der Kanzlei, die zu den renommiertesten in NRW gehört, darüber zu informieren, wie unzuverlässig sich der Mann in seinem Privatleben verhält: „Ich wüsste das von meinen Mitarbeitern auch gerne.“
Was der Doktor nicht ahnte, war, dass der Familienvater kein angestellter Rechtsanwalt, sondern sogar einer der Partner der Sozietät ist. Er bekam die E-Mail des Arztes mit dem Hinweis „persönlich/ vertraulich“ umgehend auf den Schreibtisch. Und erstattete Strafanzeige.
Zwar hatte der Augenarzt keinerlei Befunde über seine Patienten preisgegeben. Aber allein die Tatsache, dass die Familie bei ihm in Behandlung war, unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. „Ich bin ja belehrbar“, erklärte der Augenarzt, nachdem der Richter ihm das eindringlich erläutert hatte. Aufgrund seines Berufes habe er eine besondere Fürsorgepflicht für seine Patienten.
Gegen den Mediziner war zunächst ein Strafbefehl über 3000 Euro erlassen worden. Dagegen hatte der Arzt Einspruch eingelegt. Da der Mann bisher nicht vorbestraft ist, stimmte die Staatsanwaltschaft zu, das Verfahren einzustellen — allerdings gegen Zahlung einer Geldauflage. Die 3000 Euro zahlt der Doktor jetzt an die Armenküche.