Warenhäuser erfinden sich neu
Die Kaufhäuser kämpfen um Kunden — mit Änderungen im Sortiment, Aktionen und Ambiente.
Düsseldorf. Ein Samstag bei Karstadt an der Schadowstraße: In der Abteilung junge Mode legt ein DJ coole Musik auf. Die Verkäuferinnen haben ein gefühltes Durchschnittsalter von 25, Trendmarken wie Desigual oder Topshop haben großzügig gestaltete Bereiche, bei Topshop läuft alles in englischer Sprache. Was ist aus dem guten alten Kaufhaus geworden?
Es ist ganz offensichtlich, dass die Warenhäuser sich in einem Wandel befinden: Karstadt stand vor der Insolvenz, Kaufhof schließt sein Haus an der Berliner Allee. Doch die beiden Flaggschiffe der Stadt haben aufgerüstet: Kaufhof an der Kö und Karstadt in der Schadowstraße haben im Herbst kräftig investiert. Dabei hat den Häusern vieles verändert, auch im Sortiment. Welches Konzept steckt dahinter?
Läuft man in diesen Tagen in eines der überfüllten Häuser, kann man es kaum glauben, aber: Die Kaufhäuser verlieren in Deutschland Marktanteil. Das bestätigt Rainer Gallus vom Einzelhandelsverband. „Die Warenhäuser reagieren zum Beispiel durch Veränderungen im Sortiment.“ Solche Anpassungen seien nicht neu und liefen auch in anderen Sparten — etwa Supermärkten — ab. Die Kaufhäuser müssen eben schauen, was die Kunden bei ihnen suchen — und was bei der Konkurrenz.
Zum Beispiel haben sowohl Karstadt als auch Kaufhof offenbar eingesehen, dass sie gegen die Elektronikriesen nicht ankommen. Beide haben beim jüngsten Umbau Unterhaltungselektronik aus ihrem Programm gestrichen (siehe Interview unten).
Auch wenn man das Erdgeschoss betritt, scheinen die beiden Häuser sich angeglichen zu haben. Große Abteilungen für Düfte und Kosmetik sowie Uhren und Schmuck dominieren — Produkte, die viele Kunden heute mit Warenhäusern in Verbindung bringen.
Groß ist die Konkurrenz in der Innenstadt aber auch bei Textilien, nicht erst seit der Eröffnung von Breuninger. Trotzdem glaubt Rainer Gallus, dass die Warenhäuser Recht haben, wenn sie weiter stark auf dieses Segment setzen: „Bekleidung spielt eine Riesenrolle, für Menschen, die zum Einkaufen in die Innenstadt kommen.“ Wie berichtet, hat Karstadt seit September viele neue Marken im Sortiment. Das „Shop-in-Shop“-Konzept — die Anordnung der Ware nach Marken — wirkt wie eine Antwort auf die zunehmende Zahl von Mono-Stores: Marc O’Polo, Hilfiger, Esprit, Desigual ...
Großer Konkurrent für die Warenhäuser — genau wie für andere Branchen — ist zudem das Internet. Die Kaufhäuser reagieren darauf, nicht nur, indem sie den eigenen Onlinehandel ausbauen.
„Wir wollen das Einkaufen zu einem besonderen Erlebnis machen“, sagt Karstadt-Geschäftsführerin Marion Hennig. In der Kosmetikabteilung können Kunden sich die Haare glätten lassen, im Restaurant gibt es Live-Cooking-Aktionen. Auch W-Lan steht den Kunden zu Verfügung. Ob die Seiten der Konkurrenz gesperrt sind, ist allerdings nicht bekannt.