Verfolgungswahn: Mutter nach Kindstötung in Klinik

Familiendrama: Die 25-Jährige leidet unter einer Psychose. Sie ist schuldunfähig. Ihr Mann wird jetzt ebenfalls betreut.

Düsseldorf. Die Polizei hat inzwischen herausgefunden, was hinter dem gewaltsamen Tod eines zweijährigen Mädchens in Flingern am Freitag steckt. Die 25 Jahre alte Mutter der Kleinen hatte gegen 17.30 Uhr ihren Mann (35) im Büro angerufen und ihm gesagt, sie habe das Kind getötet. Der Vater fuhr sofort zu der Wohnung an der Lichtstraße.

Und tatsächlich: Im Wohnzimmer lag seine tote Tochter. Er alarmierte die Polizei. Seine Frau räumte die Tat bei der Vernehmung ein - sie ist sich aber keiner Schuld bewusst. Die 25-Jährige leidet unter Wahnvorstellungen.

Offenbar schon länger hatte sich die Psychose der Mutter unbemerkt entwickelt. "Sie fühlte sich verfolgt vom palästinensischen Geheimdienst", sagt Staatsanwalt Andreas Stüve - sowohl die Frau als auch ihr Mann sind palästinensischer Abstammung. In ihren Augen sei die brutale Tötung ihrer Tochter - die Obduktion ergab als Todesursache "scharfe Gewalt gegen den Hals" - eine Errettung gewesen. Wolfgang Siegmund, Leiter der Mordkommission: "Sie wähnt ihr Kind jetzt im Paradies."

Rund ein Prozent der Gesamtbevölkerung leidet unter schizophrenen Psychosen. Eine exakte Erklärung für die Ursachen gibt es bislang nicht. "Da wird noch viel geforscht", erklärt Dr. Francesco Musso, Psychiater an den Rheinischen Kliniken. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass es eine genetische Vorbelastung gibt. Die Erkrankung beschreibt Musso als "eine Erfahrung, die realitätsfern ist". Die Betroffenen litten unter Wahnvorstellungen, oftmals hörten sie Stimmen.

Und: "Die meisten Psychosen sind angstgeprägt", sagt der Arzt. Die Überzeugung, verfolgt zu werden, lähme viele der Erkrankten, sie verbarrikadierten sich, reagierten ängstlich auf soziale Kontakte. Gefährlich für andere seien Schizophrene allerdings im Normalfall nicht - vielmehr sei die Suizidrate bei den Betroffenen vergleichsweise hoch.

Auch deshalb hat Staatsanwalt Stüve die 25-Jährige noch am Samstag in einer Fachklinik unterbringen lassen. Um sie vor sich selbst zu schützen - aber auch ihr zweites Kind: Die Frau ist im achten Monat schwanger.

Was mit diesem Kind nach der Geburt geschehen wird, ist offen. Der Vater muss derzeit ebenfalls psychologisch betreut werden. Siegmund: "Er ist beim Anblick seines toten Kindes völlig zusammengebrochen." Seit 2005 ist er mit der Mutter verheiratet, er ahnte offenbar nichts von der Gefahr, zu der sie für die kleine Tochter werden würde.