Vergewaltigung in Pempelfort: Wer ist der brutale Täter?

Ganz Düsseldorf fragt sich, was den Mann zu der überfallartigen Tat trieb, ob weiter Gefahr von ihm ausgeht. Eine schwierige Frage.

Düsseldorf. Der Fall der 26-Jährigen, die am vergangenen Wochenende in Pempelfort von einem Unbekannten überfallen und gleich zweimal vergewaltigt wurde, erschüttert ganz Düsseldorf. Denn die Tat wirft ein spektakuläres Schlaglicht auf ein Kriminalitätsfeld, das oftmals vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen bleibt.

Die junge Frau war am Samstagmorgen gegen 3 Uhr auf dem Heimweg, als der Mann ihr an der Lennéstraße auflauerte, sie zwischen zwei parkende Autos zog und missbrauchte. Dann zwang er das Opfer, ihm zu einem Spielplatz an der Annastraße zu folgen. Dort vergewaltigte er sie noch einmal.

Die 26-Jährige stand unter einem schweren Schock. Dennoch wandte sie sich an die Polizei, zeigte die brutale Tat an. Angehört werden konnte sie bisher aber noch nicht, sagt Polizeisprecher Jochen Schütt auf WZ-Anfrage. Deshalb gestalten sich die Ermittlungen für die Polizei derzeit auch noch schwierig. Bislang wurden aufwändige Hausbefragungen durchgeführt — bei Nachbarn, Gastronomen, Geschäftsleuten in der Umgebung der Tatorte —, um mögliche Zeugen der grausamen Tat zu finden.

Vorerst bleibt aber ein Rätsel, warum ausgerechnet diese Frau an diesem Abend und an diesem Ort das Opfer des Sexualtäters wurde. Hat er sie ausgespäht oder zufällig ausgewählt? War der Mann ein Ersttäter oder hat er schon einmal eine Frau missbraucht? Über Hintergründe und Motivation zu mutmaßen, ist kompliziert bis unmöglich, wenn keinerlei Beziehung zwischen Opfer und Täter besteht. „Überfallartige Vergewaltigungen sind die absolute Ausnahme“, sagt Prof. Dr. Thomas Feltes vom Lehrstuhl für Kriminologie an der Ruhr-Universität Bochum. Und: „Bei diesem Delikt ist kein Fall wie der andere.“

Auch die Düsseldorfer Zahlen zeigen, dass ein Fall wie dieser nicht die Regel ist: 101 Vergewaltigungen wurden der Polizei im Jahr 2011 angezeigt. Darunter 35 „ohne erkennbare Vorbeziehung“, so Polizeisprecher Schütt. Inbegriffen sind hier auch versuchte Taten.

Ebenso schwierig wie die Frage nach der Motivation des Täters ist eine Prognose, ob von ihm womöglich weiterhin akute Gefahr droht. Laut einem Experten aus NRW gibt es auf der einen Seite den klassischen Serientäter, der in relativ kurzer Zeit mehrere Frauen vergewaltigt. Auf der anderen Seite aber auch den Täter, der eine „innere Bereitschaft“ hat, bei dem mitunter jedoch Jahre zwischen zwei Taten liegen. „Dass jemand nur ein einziges Mal in seinem Leben vergewaltigt, ist aber selten.“ Und: Bei einem Ersttäter könne die Hemmschwelle nach der ersten Vergewaltigung sinken. „Wichtig ist daher immer, dass er schnell gefasst wird.“