Verletzungsgefahr an der Straßenbahn-Tür

Eugenie Schiffer erleidet immer wieder Quetschungen. Senioren sollen sich helfen lassen.

Düsseldorf. „Ich bin jahrelang gereist, vom Nordpol bis zum Südpol bin ich überall gewesen“, sagt Eugenie Schiffer. Heute ist für die 83-Jährige schon die Bahnfahrt von Eller nach Lierenfeld fast wie eine Weltreise: Seit ihrer Hüft-OP braucht die Seniorin eine Gehhilfe, wegen diverser anderer Krankheiten muss sie wöchentlich zum Arzt und benötigt zwölf Medikamente.

Den Weg zum Arzt von der Weinheimer Straße in Eller bis nach Lierenfeld fährt sie in letzter Zeit häufiger mit dem Taxi. Denn wenn sie mit der Straßenbahn fährt, kann das für sie gravierenden Folgen haben: „Wenn ich in die Bahn einsteige, geht das nicht so schnell, ich halte mich innen am Griff fest — und dann geht die Tür zu“, sagt Schiffer.

Normalerweise wäre das kein Problem: Die Tür berührt den Arm, durch den Widerstand wird ein Automatismus ausgelöst — und öffnet sich wieder. Was bei den notorisch zu spät kommenden Bahnfahrern ein beliebter Trick ist, um noch in die Bahn zu erwischen, führt bei Eugenie Schiffer zu großflächigen Hämatomen, die teilweise aufplatzen und erst nach fünf Wochen verschwinden.

Hintergrund: Die Rentnerin nimmt Blutverdünnungsmittel, deshalb sind die Folgen bei ihr dramatischer als bei anderen Rheinbahnkunden. „Ich leide darunter und kann nachts nicht mehr schlafen“, sagt Schiffer. Wegen der großen Schmerzen leide sie unter Depressionen, in den letzten Monaten habe sie stark an Gewicht verloren.

Mittlerweile weiß Eugenie Schiffer, wie sie das Zufahren der Türen verhindern kann: „Ein Schaffner hat mir gezeigt, wo die Lichtschranken auslösen, aber keiner meiner Bekannten kennt das.“ An drei Stellen in der Tür sind kleine Metallsensoren befestigt, berührt der Fahrgast sie, geht die Tür sofort auf, ohne ein Körperteil zu quetschen. „Die Rheinbahn müsste die Senioren besser informieren, es gibt zwar Flyer in der Bahn, aber wir sind froh, wenn wir sitzen“, sagt Schiffer.

Technisch kann und will die Rheinbahn das Problem nicht lösen. „Wenn die Lichtschranken an den Türen zu empfindlich geschaltet sind, gehen diese ständig auf, dadurch verlängern sich die Umsteigezeiten“, sagt Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander. Das will die Rheinbahn verhindern, Ziel sei es, schneller statt noch langsamer zu werden. Dem Thema „Demografischer Wandel“ will sich das Unternehmen jedoch nicht verschließen: „Die Zahl älterer Fahrgäste wird ansteigen, wir müssen unsere Systeme daraufhin abklopfen, ob sie altersgerecht sind“, sagt Lander.

Für Senioren empfiehlt Lander, immer vorne in die Straßenbahn einzusteigen. Ein spezieller Knopf für Behinderte öffnet die Tür länger und bietet mehr Zeit zum Einsteigen. Wer sich unsicher fühlt, soll sich an Mitfahrende wenden: „Die Senioren sollen jemanden bitten, sich in die Tür zu stellen, die dann nicht auslöst.“ Darüberhinaus bietet die Rheinbahn auch Schulungen für Senioren.