Schlange stehen in Düsseldorf Eine sommerliche Museumsnacht

Düsseldorf · Die Besucher des langen Kunstabends nahmen längere Wartezeiten vor Kunstpalast, Behrensbau und KiT gelassen in Kauf.

Auch auf dem Grabbeplatz warteten die Besucher, um in das Musum K20 zu kommen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Fans und Kenner der Düsseldorfer Nacht der Museen stürzen sich nicht ohne gute Tourenplanung ins Getümmel. Schließlich gilt es die Zeit zwischen dem Startschuss um 19 Uhr am Samstagabend bis 2 Uhr morgens, wenn sich auch die letzte Museumstür schließt, optimal zu nutzen. Sieben Stunden stand die Stadt ganz im Bann von Kunst, Musik, Tanz und Performance. Neben den großen Häusern luden wieder viele kleinere Ausstellungen, Galerien und Off Spaces zum nächtlichen Kunsterlebnis ein.

Der Kunstpalast lockte mit der Eröffnung von „Die Große“, einer Werkschau der aktuellen Kunstszene mit der wohl breitesten Sichtung verschiedener Darstellungsformen bundesweit. Wer rein wollte, brauchte Geduld. „Durch Corona sind wir das Schlangestehen doch längst gewohnt“, sagte Kunst-Fan Karsten Stamm gelassen. Maske tragen? Für ihn und seine Partnerin so selbstverständlich wie Abstandhalten. „Das haben wir in den letzten beiden Jahren so verinnerlicht, dass wir es schon ganz automatisch so machen“, fügte er hinzu.

Künstler Clemens Botho Goldbach gestaltete diese Skulptur, die im Ehrenhof ihren Platz hat und viel Aufmerksamkeit auf sich zog.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Besucher reisten auch aus
den Niederlanden an

Dieses Werk von Anna Mrzyglod ist Teil der Ausstellung „Die Große“ im Kunstpalast.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Voll ist es doch immer bei den Museumsnächten. Aber in diesem Jahr finde ich es gar nicht so extrem wie vor der Pandemie“, resümierte Christian Achter. Er startete seine Tour im Hetjes-Museum, um sich Dieter Nuhrs Reisebilder anzusehen. Im Biergarten des Museums gab es passend zur aktuellen Ausstellung mit Keramik aus Vietnam und Thailand zwei tanzende Drachen. Nebenan im Filmmuseum trafen sich Kinofans aus Oberhausen, um in der Black Box in die Welt der Kurzfilme einzutauchen. „Bei uns gibt es ja die Kurzfilmtage und hier haben wir die Möglichkeit, uns für unsere Arbeit inspirieren zu lassen“, erzählte Stephan Harms, selbst Videoregisseur. Im Anschluss sollte es noch zum Rheinturm gehen und „vielleicht noch zum Open Air Hafenkunstkino“, zählte er auf.

Vor Corona-Zeiten zog die Nacht der Museen zwischen 20 000 und 22 000 Besucher an. So viele Kunst- und Kulturbegeisterte waren Samstagnacht wohl nicht unterwegs. Dafür kamen Besucher auch aus dem Nachbarland angereist. „Ich finde den Preis für das Ticket unschlagbar für das, was man dafür alles geboten bekommt“, lobte Swantje Kroontje das Konzept. Sie komme immer extra aus einem kleinen Ort bei Eindhoven, weil sie „es einfach liebe, diese große Bandbreite des Angebots auszukosten.“ Street Art hätte es ihr besonders angetan, deshalb war sie schon im Hotel „Friends“, um die dort gezeigten Werke von rund 70 Street Art Künstlern „aufzusaugen“, verriet sie. Dann fuhr sie mit einem der Pendelbusse zum Museum K21, denn moderne Kunst sei ihre „zweite Leidenschaft“.

Miriam, Sven und Samir hatten sich Besuche in den zahlreichen Galerien vorgenommen. „Alle werden wir wohl nicht schaffen“, bedauerte Sven. Warum nur Galerien? „Wir finden, ihre Ausstellungen sind fokussierter und durch diese Auswahl unmittelbarer“, begründeten sie ihre geplante Tour.

Manche Besucher machten vor dem Ehrenhof ein Picknick

Einen ähnlichen Plan verfolgten auch Thomas und Bernd Jochmann. Das Paar hatte sich ebenfalls einige Galerien ausgesucht und war dann vor dem NRW-Forum geblieben. „Hier ist eine Stimmung wie bei einem Happening“, fand Bernd. Auf den Rasenflächen vor dem Ehrenhof hatten es sich viele kleine Grüppchen bequem gemacht, einige hatten Decken und ein Picknick mitgebracht.

Besonders lange Schlangen gab es vor allem vor dem Behrensbau mit der Ausstellung „Unser Land NRW“, der Villa Horion mit dem Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens und um die „Kunst im Tunnel“ zu sehen. Schneller ging es vor dem K21. Zwar musste das Publikum auch dort Wartezeiten einplanen, die hielten sich aber in Grenzen.

Viele Besucher zogen eine positive Bilanz und waren froh, dass es nicht so voll wie vor der Pandemie war. Denn schließlich bedeutete dies nicht nur, dass es am Einlass schneller ging. Es blieb auch mehr Zeit und Raum, um die Angebote wirklich zu genießen.