Volksbühne bringt Mitglieder zu Hotzenplotz und Känguru-Freund
Vorstand und Geschäftsführer stellen neuen Spielplan 2018/2019 vor und geben sich dabei durchaus nachdenklich.
Knapp 10 000 Mitglieder und 130 000 verkaufte Tickets im vergangenen Geschäftsjahr: Die Bilanz der Düsseldorfer Volksbühne kann sich durchaus sehen lassen. Nach Stuttgart und Hamburg ist sie die drittgrößte Volksbühne Deutschlands und doch hat man auch oder gerade hier mit dem Wandel des kulturellen Zeitgeistes zu kämpfen. Nicht verwunderlich also, dass Stefan Jürging, Geschäftsführer der Volksbühne, und der Vorsitzende Werner Sesterhenn im Central am Freitag bei all ihrer Freude und Begeisterung für den neuen 140 Seiten starken Spielplan durchaus nachdenkliche Worte fallen ließen. Mit dem Jahresheft will der Verein auf die Vielzahl von Veranstaltungen aufmerksam machen, die nicht nur Düsseldorfs kulturelles Spektrum, sondern das der gesamten Region abdecken. Die Vielfalt der mindestens 70 Spielstätten reicht von Schauspiel und Oper bis hin zu Konzerten, Musicals oder Kinderveranstaltungen. So gibt sich für die Kleinen der „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ im November im Capitol die Ehre und Marc-Uwe Kling liest im März im Solinger Theater aus den „Känguru-Chroniken“.
„Wir versuchen die Wacht am Rhein zu sein“, betonte Stefan Jürging und stellte dabei in den Raum, ob der Begriff der „Kultur für alle“ neu geprägtwerden müsse.
Trotz aller Erfolge sehe sich die Volksbühne mit Problemen konfrontiert. Ein großes: das Ausbleiben neuer junger Mitglieder und die sinkenden Mitgliederzahlen. Rund 100 Personen kündigen jährlich ihre Mitgliedschaft. Kultur habe nicht mehr denselben Stellenwert wie vor Jahrzehnten, resümierte Sesterhenn.
Dem will der Verein entgegenwirken. Diskutiert wird ein PatenschaftsKonzept mit dem Jungen Schauspielhaus, bei dem ältere Menschen Jüngere zu kulturellen Veranstaltungen mitnehmen können. Außerdem wird im Herbst eine Mitgliederumfrage gestartet, um die Arbeit zu optimieren.
Auch die zunehmende Digitalisierung sieht Stefan Jürging als zweischneidiges Schwert. Durch das Buchen über Computer seien Tickets „nur noch drei Klicks entfernt“ — das habe seine Vorteile, erschwere es der Volksbühne aber auch, in ihrer Rolle als Vermittler zwischen der kulturellen Institution und dem Bürger nicht an Relevanz zu verlieren. Zwar sei die Arbeit der Volksbühne für ihre Mitglieder ein „willkommener kleiner Kulturdruck“, grundsätzlich seien aber immer weniger Menschen bereit, bei den stetig steigenden Ticketgebühren eine Karte für eine Kulturveranstaltung zu kaufen.
Der Verein will die Gesamtproblematik sowohl mit Oberbürgermeister Geisel als auch mit den Fraktionen diskutieren.