Gastkommentar Was wir alle von der deutschen Fußball-Nationalmannschaft lernen können
Am Sonntag steht für die deutsche Nationalmannschaft das erste Gruppenspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland an. Düsseldorf bereitet sich schon darauf vor, unter anderem in den Kirchengemeinden, die Public Viewing anbieten.
Für Jogi Löw ist es nach zwei Welt- und drei Europameisterschaften das sechste große Turnier als Bundestrainer. Der Erfolgsdruck, der auf ihm lastet, ist enorm. Trotzdem lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er werde trotz durchwachsener Vorbereitungsspiele den notwendigen Spirit mit dem Team entwickeln und so den Erfolgshunger der Mannschaft wecken. Der Cheftrainer unterstreicht gegenüber Journalisten: „Jeder einzelne Spieler benötigt Wertschätzung in dieser Gruppe. Alle müssen sich zugehörig fühlen, auch die, die am Anfang nicht spielen werden.“
Ich finde bemerkenswert, dass der Bundestrainer den Gefühlen der Gruppenzugehörigkeit und Wertschätzung im Team so eine große Bedeutung als Erfolgsfaktoren für die Weltmeisterschaft beimisst. Sicherlich gibt es auch noch andere grundlegende Erfolgsfaktoren. Aber ohne das Gefühl, im Team akzeptiert und wertgeschätzt zu sein, ist es für den Einzelnen schwierig, sein Potenzial abzurufen.
Das kennen viele Menschen auch aus ihrem Alltag jenseits des Fußballplatzes. Wir brauchen Akzeptanz und Wertschätzung von den Menschen, mit denen wir täglich zu tun haben, von Kolleginnen und Kollegen im Beruf, von Freunden und Familienangehörigen. Wenn wir uns diesbezüglich nicht sicher sein können, dann ziehen wir uns in uns selbst zurück und warten erstmal ab, was passiert. Auf diese Weise gewinnt man aber keine Fußballspiele und auch sonst wenig im Leben. Das Vertrauen auf gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung ist ein hohes, genau genommen sogar ein unbezahlbares Gut.
In der Bibel finden wir das Versprechen, dass Gott den Menschen zu seinem Bilde schuf. Damit gehören wir ohne Rücksicht auf Nation, Alter, Geschlecht oder Geldbeutel gleichberechtigt zur allumfassenden Gruppe der Menschen und sind mit unverlierbarer Würde ausgestattet. Wir können zwar gegen diese Würde selbst verstoßen, aber sie niemals verlieren. Wer sich darauf verlässt, kann gelassen das Spiel seines Lebens spielen — so wie derzeit auch unser Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel.
Pfarrer Stefan Kläs, Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde. Foto: Arianne Rupp