Düsseldorf Vom Autoversicherer zum Global Player
In den 80 Jahren ihres Bestehens ist die Arag Versicherung immer ein Familienunternehmen geblieben.
Düsseldorf. Am Anfang stand das Auto: Im Juli 1935 gründete der Rechtsanwalt und Notar Heinrich Faßbender gemeinsam mit dem Sachverständigen Josef Schroers die „Arag“, die Auto-Rechtsschutz Aktiengesellschaft. Faßbenders Devise: „Jeder Bürger soll sein Recht durchsetzen können. Nicht nur derjenige, der es sich leisten kann.“
Der Zeitpunkt war günstig: Gefördert durch die Nationalsozialisten, schafften sich Anfang der 1930er Jahre immer mehr Deutsche ein Auto an: Allein zwischen 1932 und 1936 verdoppelte sich die Zahl der Pkw von 486 000 auf 945 000. Doch die Verkehrssicherheit hielt mit dieser Motorisierung nicht Schritt. Die engen Straßen in der Stadt teilten sich die Autos mit Pferdekutschen, Radfahrern und Fußgängern. Die Zahl der Unfälle stieg — und mit ihr die der Rechtsstreitigkeiten.
Faßbender hatte ein florierendes Geschäft entdeckt, aber als aktiver Vertreter des katholischen Zentrums war er politisch unerwünscht. Die Familie geriet unter Druck. Neben seinem politischen Engagement war Faßbender Rechtsanwalt, Verleger und Financier einer Krankenversicherung. Im Krieg allerdings brach der Umsatz der Arag ein. Die Zahl der Kraftfahrzeuge schrumpfte, denn es gab kaum noch Fahrzeuge in Privatbesitz, die meisten waren entweder beschlagnahmt oder stillgelegt worden. Um dem drastischen Rückgang der Prämieneinnahmen entgegenzuwirken, bot die Arag eine „allgemeine Arag Hilfe“ an, einen Rechtsschutz bei Unfällen mit Autos und Straßenbahnen, aber auch bei der Benutzung von Fahrstühlen sowie für Fußgänger und Radfahrer.
Faßbender konnte sich allerdings beruflich praktisch kaum noch betätigen. Er musste seinen Zeitungsverlag verkaufen. Um dem wachsenden Druck durch die Nazis zu entgehen, zog die Familie in den Schwarzwald und kehrte erst im Oktober 1945 zurück nach Düsseldorf. Nach dem Krieg kamen Rechtsschutz für Streitigkeiten vor Arbeits- und Sozialgerichten sowie ein Beratungs-Rechtsschutz hinzu, die Arbeitsfelder wurden auf den „Allgemeinen Rechtsschutz“ ausgeweitet.
Mit dem Einstieg in die Krankenversicherung wird die Arag zum Rundum-Versicherer. Im Jahr 1989 gelingt schließlich der Start auf dem US-amerikanischen Markt. Jetzt, 80 Jahre nach der Firmengründung, ist die Arag ein „Global Player“ mit Niederlassungen unter anderem in Niederlanden, Belgien und Italien.
Bei allen Veränderungen: Der Arag-Konzern ist seit drei Generationen in Familienbesitz. Auf Heinrich Faßbender folgte 1947 sein Sohn Walter Faßbender. Nach dem frühen Tod Walter Faßbenders übernahmen sein Bruder Hans-Heinrich sowie dessen Sohn Ludwig Faßbender die Geschäfte. Heute steht Paul-Otto Faßbender an der Spitze des Konzerns.
Außerdem ist das Unternehmen bis heute fester Bestandteil der Stadt geblieben. Von 1976 bot 1988 unterstützte die Versicherung die Fortuna als Trikotsponsor. Heute unterstützt die Firma die Tischtennis-Profis von Borussia. Im vergangenen Jahr startete die Arag das bislang größte Förderprojekt zur Stärkung des Konfliktmanagements an Schulen in NRW und unterstützt Projekte zum Schutz von Persönlichkeitsrechten von Kindern und Jugendlichen im Internet.