Gewinner des Düsseldorfer Integrationspreises „Wir wollen das gute Miteinander in Düsseldorf erhalten“

Düsseldorf · Alle zwei Jahre zeichnen die Stadt und der Lions Club Düsseldorf Carlstadt Projekte aus, die in besonderer Weise der Integration dienen. Mit der Auswahl ist auch ein Signal an die Stadtgesellschaft verbunden.

Der mobile Escape Room, der auch an anderen Orten eingesetzt werden kann, ist ein Projekt der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf.

Foto: Zeev Reichard

Ein starkes Zeichen in die Stadtgesellschaft sendet der achte Düsseldorfer Integrationspreis. Ausgezeichnet werden der Mobile Escape Room der Jüdischen Gemeinde, der vom Kreis der Düsseldorfer Muslime veranstaltete KDDM-Fußball-Cup, bei dem Muslime, Juden und Christen in einer Mannschaft spielen, sowie ein Demokratieprojekt des Kultur- und Sportvereins der Roma. Auf ein Ranking verzichteten die Juroren in diesem Jahr. Verliehen werden die drei mit 3000 Euro dotierten Preise sowie ein Sonderpreis (s. Info) Ende Juni im Schauspielhaus. Was die Projekte so besonders macht – ein Überblick.

Der KDDM-Cup

Das Projekt gibt es seit elf Jahren. Inzwischen kommen 12 000 Zuschauer zu der Partie am Fronleichnamstag. Auf dem Platz in Benrath stehen eine Traditionsauswahl der Fortuna und eine „abrahamitische“ Mannschaft mit Teilnehmern aus den drei großen monotheistischen Weltreligionen. Das Ganze ist eine große Party des Miteinanders inklusive kulinarischen Genüssen und einem großen Kinderbereich. Ein Kernteam von 15 Helfern arbeitet das ganze Jahr über an dem Projekt, am Tag selbst sind noch einmal mehr als 100 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. „Wir freuen uns wahnsinnig über diese Auszeichnung, das ist eine tolle Wertschätzung“, sagt Redouan Aoulad Ali vom Vorstand des KDDM. Dass der Dialog zwischen Juden und Muslimen in Düsseldorf – trotz der aktuellen Lage im Nahen Osten – weiter stattfindet, sieht Aoulad Ali als ermutigend. „Einfach ist das im Moment nicht und manchen kostet es auch etwas Überwindung, aber wird sind froh, dass wir in unserer Stadt nach wie vor in der Lage sind, ein solches Signal in die Stadtgesellschaft zu senden.“ Das Preisgeld können die Organisatoren gut gebrauchen. „Alles in allem kostet das Event rund 60 000 Euro und wir finanzieren es bislang nur über Spenden, Sponsoren und über Eintrittskarten.

Der Escape-Room

„Fixing the boat – finding Identity“ heißt das von der Jüdischen Gemeinde entwickelte Spiel, bei dem in einem Raum, der an ein Schiff erinnert, Rätsel gelöst und Fragen beantwortet werden müssen. Zielgruppe sind junge Menschen ab 14 Jahre. Im Mittelpunkt steht die Geschichte einer jüdischen Familie, die achronologisch durch vier Generationen führt. „Die Fragen drehen sich um den jüdischen Alltag. Man muss mit Hilfe von Begleittexten beispielsweise Gefäße bestimmten Feiertagen zuordnen“, sagt Olga Rosow, Vize-Direktorin der Jüdischen Gemeinde.

Entwickelt wurde das Projekt von der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit (Sabra). „Der Aspekt des Antisemitismus ist in diesem Fall aber eher zweitrangig, im Vordergrund steht die spielerische Vermittlung jüdischen Lebens“, sagt Rosow. Zum Einsatz kommt der häufig auch von Schulen angefragte Escape Room, der in einem Bus transportiert werden kann, auch jenseits von Düsseldorf. Das Projekt ist niedrigschwellig und so nachgefragt, dass es inzwischen Wartelisten gibt. „Deshalb planen wir ein zweites Exemplar“, sagt Rosow. Die wachsende Desintegration in der Gesellschaft sieht sie mit Sorge, „insbesondere den Antisemitismus, wie er bei Demos auch in Düsseldorf immer unverhohlener zum Ausdruck kommt“. Zur Strategie, über eine zeitgemäße Form der Aufklärung dem aktuell wachsenden Hass etwas entgegenzusetzen, leiste der Escape Room einen kleinen, aber wichtigen Beitrag.

Das Roma-Projekt

„Demokratisch engagiert gegen Diskriminierung“ – mit diesem 2023 gestarteten Projekt stärkt „Carmen“, der internationale Kultur- und Sportverein der Roma, die demokratische Handlungsfähigkeit junger Roma. „Wenn diese Gruppe überhaupt wahrgenommen wird, dann meist als Problemfall, zum Beispiel in der Schule. Wir wollen das ändern, indem wir den Heranwachsenden Mut machen, sich öffentlich zu positionieren, und ihnen zeigen, wie man mit den Reaktionen darauf umgeht“, sagt Peter Rummel, der seit 2015 bei Carmen arbeitet. Einer der Ankerpunkte des Projekts sind die Demokratiebrunchs, bei denen junge Roma mit Gästen in einem informellen Rahmen mit Imbiss und Getränken zu einem bestimmten Thema diskutieren. „In Düsseldorf planen wir nach den Ferien einen weiteren Brunch, darin wird es im Gespräch um Diskriminierung an der Schule auf den Schulhöfen gehen“, sagt Rummel. Den Preis empfindet er als wichtiges Signal. „Er hilft uns dabei, bewusster und anders wahrgenommen zu werden.“

(jj)