Düsseldorf Vorfahrt für die Straßenbahn

Ampel-Vorrang gilt neu für U 75, 701, 703, 712 auf Abschnitten. Stadt und Rheinbahn versprechen mehr Tempo — und dann auch mehr Fahrten.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. ÖPNV-Beschleunigung: Worüber Stadt und Rheinbahn seit Jahren reden, wird jetzt tatsächlich Realität. Zumindest an einer Reihe von Kreuzungen.

So kann die U 75 ab sofort zwischen Dominikus-Krankenhaus und Belsenplatz von Ampeln ungehindert durchfahren, weil die Steuerung der Signalanlagen angepasst wurde. Eine solche Vorrangschaltung genießen jetzt auch die Linien 703, 712 und 713 an der gerade umgebauten Kreuzung Grafenberger Allee /Uhlandstraße, die 712 auch auf Lenau- und Simrockstraße. Vorrang haben nun zudem die 701 und 703 am Karolinger- und Suitbertusplatz, erstmals profitieren auch Buslinien (835, 836).

Bis zur Eröffnung der Wehrhahn-Linie im Februar laufen 32 Beschleunigungsmaßnahmen, versprachen Stadt und Rheinbahn gestern. Und im Laufe des nächsten Jahres sollen nochmal 30 dazukommen.

„Jede Zeitersparnis für Bus und Bahn erhöht deren Attraktivität, reizt Autofahrer zum Umsteigen“, sagt OB Thomas Geisel, der das Thema Rheinbahn-Beschleunigung im Wahlkampf groß gespielt hatte. Zudem, so Geisel, profitiere die Rheinbahn auch wirtschaftlich, wenn sie schneller durchkomme, weil sie dann mit gleicher Flotte und Besatzung etwa 25 Prozent mehr Fahrten und Umläufe schaffe, sprich einen dichteren Takt fahren könne — und werde. Das versprach auch Rheinbahn-Vorstand Klaus Klar: „Der heutige Tag markiert eine Zeitenwende, wir werden unser Angebot ausbauen.“

Seit Ende 2014 hatten die Experten von Stadt und Rheinbahn in einem gemeinsamen Arbeitskreis Zeitfresser im Schienen- und Straßennetz eruiert. Auf Sicht sollen Straßenbahnen auf allen oberirdischen Zulaufstrecken der Wehrhahn-Linie durch geänderte Ampelschaltungen schneller werden.

Und eben die U 75, die rund 60 000 Fahrgäste werktags besteigen. „Wenn der Vorrang auf der ganzen Strecke umgesetzt ist, braucht sie von Neuss nach Eller nur noch 32 Minuten — derzeit sind es mindestens 42“, rechnet Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher vor.

An mancher Stelle wird die Bahn-Vorfahrt Autofahrern wehtun, wenn sie an Kreuzungen so lange auf „Grün“ warten müssen, bis die Bahn durch ist, schon jetzt ist das etwa an der Stockumer Kirchstraße so. Die Verkehrsplaner der Stadt versprechen aber, dass dies wo immer möglich durch längere Grünphasen vor und nach der Bahn-Durchfahrt kompensiert werde. Generell profitierten auch die Autofahrer von mehr und schnelleren Bahnen, weil so die Straßen leerer würden.

Wo stößt der ÖPNV-Vorrang an Grenzen? „In der Innenstadt und an Kreuzungen mit sehr viel Autoverkehr plus mehreren Bahnlinien, etwa am Werstener Kreuz oder am Kennedydamm“ sagt Patric Stieler, Leiter der Verkehrstechnik bei der Stadt.