Vornamen-Suche: „Sie soll bloß nicht heißen wie alle anderen Kinder“
Maximilian und Marie bleiben die beliebtesten Vornamen. Zwei Familien schildern, wie sie den richtigen für ihr Kind fanden.
Düsseldorf. Als Lehrerin kennt Silke Auell hunderte Kinder. Logisch, dass der 35-Jährigen zu jedem Vornamen gleich mehrere Gesichter und die dazugehörigen Geschichten in den Sinn kommen. Mal sind es heitere, mal das genaue Gegenteil.
Wie sehr sie dieser Erfahrungsschatz einmal beschäftigen würde, hatte Auell noch vor zwölf Monaten nicht für möglich gehalten. Als sie Anfang 2012 die frohe Kunde erreichte, dass sie und ihr Mann Thorsten den ersten Nachwuchs erwarten, standen die beiden — wie jedes Jahr tausende andere Düsseldorfer auch — vor einem Problem: Wie sollen wir unser Kind nennen? Einige Namen schieden direkt aus: „Gewisse Vornamen sind einfach negativ behaftet“, sagt Auell, die klare Vorstellungen hatte: Der Name sollte deutsch und wegen des kurzen, aber seltenen Nachnamens zweisilbig und leicht zu buchstabieren sein.
Wirklich weiter waren die werdenden Eltern durch diese Überlegungen nicht. Dennoch machten sie sich nicht verrückt, kauften weder eines der vielen Namensbücher, noch forschten im Internet oder suchten sich Rat bei Bekannten oder Verwandten. Eher zufällig las Silke Auell eines Tages irgendwo den Namen Johann und dachte sich: „Das ist er. So heißt keiner meiner Schüler und kein Kind von Bekannten.“
Wenn der heute drei Monate alte Johann in den nächsten Jahren den Kindergarten und die Schule besucht, wird er wohl wenige Kinder mit demselben Namen treffen. Unter den Top 25-Namen, die Düsseldorfer Eltern ihren Kindern im abgelaufenen Jahr gaben, taucht Johann nicht auf. Vielmehr bleiben die Düsseldorfer ihrer Linie aus den vergangenen Jahren treu: Bei den Jungen liegen Maximilian, Alexander und Paul vorn, die meisten neugeborenen Mädchen heißen Marie, Sophie oder Maria (siehe Grafik).
Katja und Michael Jenner kennen diese Trends und wollten vermeiden, dass ihre Tochter einen der Top-Namen hat: „Sie soll bloß nicht heißen wie alle anderen Kinder“, sagten sie sich und machten eine Liste. Manche Namen erwähnten sie im Bekanntenkreis und testeten die Reaktionen. Auch der ein oder andere Verwandte meldete Ansprüche an. „Aber das wollten wir nicht“, sagt Katja Jenner. Am Ende wurde es Marlene. Dieser Name taucht zwar auch auf der Liste der beliebtesten Namen auf, allerdings am Ende. „Das Wichtigste war dann sowieso, dass wir uns beide sicher sind.“