Wahlkampf verkrampft: Wie OB Elbers Geisel übersieht
Das Verhältnis der Spitzenkandidaten von CDU und SPD ist schlecht. Öffentliche Duelle wird es kaum geben.
Düsseldorf. Neulich in der Tonhalle: Hilary Hahn hat soeben ganz wunderbar das Violinkonzert von Brahms gegeigt, jetzt ist Pause. Im „Grünen Gewölbe“ ist ein Vip-Empfang, und dort bekommt man eine ganz typische Szene aus dem politischen Düsseldorf zwei Monate vor der Kommunalwahl geboten: OB Dirk Elbers plauscht an einem Stehtisch mit Kulturdezernent Lohe, Ratspolitikern und Journalisten. Da nähert sich Thomas Geisel, der OB-Kandidat der SPD, mit seiner Frau. Er geht auf die Gruppe zu, schüttelt erst Lohe die Hand, dann CDU-Mann Alexander Fils. Doch bevor es auch zum Handschlag mit dem Stadtoberhaupt kommen kann, dreht Elbers sich schnell weg. Man spürt, wie Geisel kurz überlegt, von sich auf den OB anzusprechen. Er lässt es bleiben und dreht ab in Richtung Getränkebar.
Jeder hat eine solche Situation schon erlebt. Man sieht jemanden, will aber nicht gesehen werden. Oder tut so, als habe man den anderen nicht erkannt. Eine andere Qualität hat dieses Gebaren, wenn es zwischen öffentlichen Personen sichtbar vorkommt. Und das tut es zwischen Elbers und Geisel, wie Augenzeugen von verschiedensten Terminen berichten.
Geisel selbst sagt: „Es ist einfach albern. So ein krampfiges Verhalten passt nicht ins Rheinland.“ Natürlich greife er Elbers politisch an, „das wird ein Herausforderer ja wohl dürfen“, er bleibe aber stets „über der Gürtellinie“. Er wünsche sich eine „großzügigere Amtsführung des OB“, etwa nach dem Vorbild von Manfred Rommel, dem langjährigen CDU-OB von Stuttgart: „Der hat alle Gegenkandidaten erst einmal ins Rathaus eingeladen und ihnen dort alles gezeigt.“
Amtsinhaber Dirk Elbers bestreitet im WZ-Gespräch eine aktive Ausgrenzungsstrategie. Schon gar nichts sei an Gerüchten, sein Büro achte darauf, dass Geisel möglichst nicht zu Terminen der Stadt eingeladen werde: „Das war nicht einmal der Fall, so etwas habe ich gar nicht nötig“, sagt Elbers, „Herr Geisel kommt eher oft uneingeladen zu Veranstaltungen ins Rathaus und auch das wird akzeptiert.“ Elbers macht freilich keinen Hehl daraus, dass er sich über den SPD-Kandidaten ärgert: „Es war schlechter Stil, als er mich vom ersten Tag an öffentlich beschimpft hat, oft in unverschämter Form. Und das, bevor er ein Wort mit mir gewechselt hat. Welchen Grund soll ich da bitte haben, ihm über Gebühr freundlich zu begegnen?“
Die dritte im Bunde, Miriam Koch, OB-Kandidatin der Grünen, weiß um die Animositäten der „männlichen Mitbewerber“: „Da läuft auf persönlicher Ebene viel schief“, sagt sie. Bei ihr sei das anders: „Ich komme mit beiden klar und Elbers begrüßt mich auch bei Terminen immer mit ,Hallo Frau Kandidatin’ “.
Ihr ist die inhaltliche Auseinandersetzung wichtiger. Koch: „Ich will öffentlich im direkten Gespräch um Sachfragen ringen und hoffe, da versteckt sich der OB nicht.“
Da allerdings wird nicht viel draus werden. Elbers macht klar, dass er von öffentlichen „Schau-Diskussionen“ nicht viel hält — und dafür wohl auch nicht zur Verfügung steht. Allenfalls ein Duell im Lokal-TV komme in Frage. „So wie 2008. Ich mache jeden Tag meine Arbeit als OB. Und meine Positionen sind durch meine Arbeit seit sechs Jahren bekannt.“