Wegerecht: Naherholung ist gefährdet

Welche Wege sind dann eigentlich noch erlaubt? Eine Karte der Stadt zeigt, welche Verbindungen wegfallen, wenn ein neuer Besitzer das ehemalige Bundeswehrgelände einzäunt.

Düsseldorf. Das können sich die meisten Düsseldorfer nicht vorstellen: Sie parken an der Rennbahn und laufen am Sonnenblumenfeld vorbei durch den Wald zum Segelflugplatz — und plötzlich geht’s da nicht mehr auf die Wiese.

Dort steht nämlich ein Zaun. Zum Reiterhof darf man noch laufen und runter zum Bauenhaus auch noch, aber nach rechts in Richtung Gruiters Aap, wo die Schafe der Familie Görsmeyer auf der Wiese stehen, ist dicht. Auch da steht ein Zaun.

Für Gründezernentin Helga Stulgies ist das kein schlechter Traum mehr, sondern eine reale Gefahr. Sie war geschockt, als sie mit der Bevollmächtigten eines möglichen Investors an einem Tisch saß, der den ehemaligen Truppenübungsplatz plus Segelflugplatz vom Bund erwerben möchte.

Angeblich will ein Käufer dort teure Pferde weiden lassen — und die sollen durch Einzäunung vor Hunden und achtlos weggeworfenem Müll geschützt werden. „Gegen die Einzäunung werden wir mit allen rechtlichen Möglichkeiten vorgehen“, kündigt die Beigeordnete an.

Das Gartenamt hat für das Rechtsamt der Stadt nun eine Karte vorbereitet, die bei möglichen Klagen den Verlust von Wegebeziehungen aufzeigt (siehe Grafik). Der ist erheblich, wie sich gleich erschließt.

Nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Anlieger. Der Reiterhof ist beispielsweise derzeit, da die vereiste Straße Am Bauenhaus gesperrt ist, nur durch den Umweg über den Grütersaaper Weg erreichbar.

Die Stadt argumentiert, dass durch ein Naherholungsgebiet zwingend Wege führen müssen, und verweist zudem auf das Gewohnheitsrecht. Auch geht sie davon aus, dass sie ein Vorkaufsrecht hat. Hier jedoch steckt der Teufel im Detail, wie eine Anfrage bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ergibt.

Dieses Recht steht ihr zu, wenn sie auf dem zur Rede stehenden Gelände eine ihr zukommende Aufgabe erledigen will — beispielsweise eine Müllverbrennung bauen.

Dies ist aber nun absolut nicht der Fall — und gegen Pferde auf einer Weide kann man im Landschaftsschutzgebiet nun wirklich nichts haben. Der Interessent ließ sogar erklären, auf dem Areal keine Stallungen bauen zu wollen. Würden die Tiere krank, könne man sie abtransportieren.

Das klingt so dubios wie die Preisvorstellungen der Bundesanstalt, die für 202 Hektar einen Preis von 12,6 Millionen Euro erzielen möchte. Bei der Stadt hält man dies für übertrieben, geht von der Hälfte oder noch weniger aus.

„Wenn jemand großflächig Pferde weiden lassen, kann er das im Sauerland viel billiger haben“, sagt OB Dirk Elbers. Für ihn ist fraglich, was tatsächlich hinter dem Angebot steckt.