Wehrhahn-Linie: Der Herr der Beton-Ringe
Laien und Ingenieure begutachteten am Mittwoch die Baustelle in 19 Metern Tiefe.
Düsseldorf. Es herrscht Gedränge im Baucontainer an der Kö. Zwanzig Besucher zwängen sich in den kleinen Raum, wo sie gelbe Gummistiefel, Leuchtwesten und Sicherheitshelme ausgehändigt bekommen.
„Ohne diese Ausrüstung betritt niemand die Baustelle“, erklärt Werner Wittkötter, Projektleiter der Baustelle Wehrhahn—Linie — einer der komplexesten Ingenieursleistungen, die es derzeit in Deutschland zu sehen gibt.
Fast jede Universität, die nur annähernd etwas mit diesem Thema zu tun hat, hat ihre Studenten hier vorbeigeschickt. Vor allem der 85 Meter lange Eistunnel hat es den Fachleuten und Laien angetan. „Auf dieser Länge und in dieser Tiefe wurde so ein Projekt in Europa noch nicht umgesetzt“, erklärt Wittkötter.
Zunächst geht es aber erst einmal 19 Meter, also fast sieben Stockwerke, in die Tiefe. Hier befindet sich der Startschacht für den Ost-Arm, der entlang der Schadowstraße führt. „Wir sind hier so gut wie fertig“, erklärt Wittkötter.
Noch fehlt der Überbau zur Straße, auch der spätere Bahnhof samt Eingängen müssen noch geschaffen werden. Alles soll später licht und hell werden, der Bahnhof bekommt Zugang um Tageslicht. „Damit es hier später keine dunklen Ecken geben wird und die Passanten sich sicher fühlen.“
Ein paar Meter weiter betreten die Besucher eine beeindruckend große Röhre mit gut acht Metern Durchmesser: Hier fahren später die Bahnen nebeneinander durch. Verkleidet wurde die Röhre mit 45 Zentimeter starken Betonplatten, die den Druck von Erde und gut zehn Metern Grundwasser aushalten. „Man kann auch sagen, diese Konstruktion braucht den Druck von außen, damit sie stabil in der Form bleibt“, ergänzt Wittkötter. „Andernfalls wurde sie sich verformen.“
Die Platten sind ringweise angeordnet. Immer sieben Elemente plus Schlussstein pro Ring. „Insgesamt haben wir 12 144 Platten verbaut bisher. Das ergibt 1200 bis 1300 Ringe. Jeder wiegt 49 Tonnen“, informiert der Fachmann. Die Ringe sind jeweils konisch geformt — so gelingt es den Bauarbeitern auch Kurven und Neigungen zu bewältigen.
Die Besucher sind sichtlich beeindruckt. Der 78-jährige Werner Stieger blickt mit großen Augen um sich. „Das Projekt hat mich von Anfang an fasziniert“, erzählt er. „Aber so einen Einblick hätte ich nicht erwartet. Hier ist man ja nah an den Bauarbeiten dran. Das ist richtig authentisch.“ Und schon muss er einem Bagger Platz machen, der vorbei muss.