Derendorf hofft auf den FH-Effekt
Derendorf. Früher war alles besser: Was sonst als unsägliche Glorifizierung vermeintlich „guter alter Zeiten“ abgetan wird, trifft im Fall der Münsterstraße den Nagel auf den Kopf.
Zumindest laut Ute Vogt. Seit 20 Jahren arbeitet sie bei Optik König an der Ecke Münsterstraße/Rather Straße. Und in diesen Jahren hat sich vieles verändert, meint sie. „Die Gegend hat sich eher schlecht entwickelt“, lautet ihr Urteil. Trödelläden und Spielhallen seien an die Stelle hochwertiger Teppich- und Möbelhändler getreten. „Auch das Münstercenter ist seit dem Umbau nicht mehr attraktiv.“
Das Problem erkennt sie vor allem darin, dass in den vergangenen Jahren durch die Verlegung der Straßenbahngleise zahlreiche Parkplätze weggefallen seien, was es Kunden unmöglich mache, „eben aus dem Auto zu springen“, um Einkäufe zu erledigen. So verwandele sich die Münsterstraße zunehmend in eine Durchgangsstraße. Immerhin: Laut einer IHK-Studie aus dem Jahr 2011 sind am Tag mehr als 700 Kunden im Stadtteilzentrum unterwegs.
Wem die Einkaufsmöglichkeiten in Derendorf nicht ausreichen, der weicht häufig nicht ins Stadtzentrum, sondern auf die benachbarte Nordstraße aus. So wie die Anwohnerin Tina Meier. „Es gibt hier genug Lebensmittel, aber shoppen kann ich besser auf der Nordstraße“, erzählt sie. Hoffnung, dass in absehbarer Zukunft mehr Leben und Vielfalt in die Gegend und das Angebot vor Ort einkehrt, weckt vor allem der Bau der Düsseldorfer Fachhochschule.
Studentin Laura Gutensohn ist sich sogar sicher, dass der Campus das Gesicht des Stadtteils verschönern wird. „Lebensmittelläden, Apotheken und Ärzte habe ich um die Ecke, aber mir fehlt zum Beispiel ein Café oder eine Boutique“, sagt die 22-Jährige.
Die Veränderung des Münsterplatzes kommt gut an. Auch Heinz Kieven, Inhaber einer Traditionsmetzgerei an der Münsterstraße, glaubt daran, dass mit den Studenten frischer Wind in den Stadtteil wehen wird. Bisher habe die Qualität des Angebots gelitten, es mangele an einer Bäckerei und an einem guten Obstgeschäft. „Mit der FH wird sich der Stadtteil so oder so verändern.“ Dass er sich jetzt schon auf einem guten Weg befindet, findet Elisabeth Bierbaum.
Den Münsterplatz zum Beispiel habe die Rentnerin früher gemieden. „Ich bin überrascht, was sich dort getan hat“, sagt sie jetzt. Das Gelände sei schön bepflanzt worden, außerdem trage ein neues Café zu einem angenehmeren Ambiente bei. Das erkennt auch Ute Vogt an. Und bleibt doch skeptisch. „Die Hoffnung, dass die FH etwas verändern wird, ist gerechtfertigt, aber das wird Jahre dauern.“ Bis dahin vertraut sie auf ihre treue Kundschaft, die mittlerweile immerhin ein Stunde lang vor dem Laden parken darf.