Schausteller-Prozess: Der große Coup mit dem Schrott
Bande soll in Rath 230 Tonnen Stahl im Wert von 500 000 Euro gestohlen haben. Am Dienstag war der Prozessauftakt.
Düsseldorf. Der Polizeieinsatz bei der Razzia im Rather Winterquartier der Schausteller war spektakulär. Der Prozess gegen die vier Angeklagten wegen schweren Banden-Diebstahls vor dem Düsseldorfer Landgericht begann am Dienstag eher zäh. Es wurde nicht einmal die Anklage der Staatsanwaltschaft verlesen.
Mit Paul M. (47) und Günther S. (48) müssen sich zwei Schausteller in dem Verfahren verantworten. Dazu kommen mit Michael K. (49) ein ehemaliger Mitarbeiter des Röhrenherstellers Vallourec & Mannesmann, der die entscheidenden Tipps gegeben haben soll, sowie ein 39-jähriger Schrotthändler, der das sperrige Diebesgut weiterverkauft haben soll.
Insgesamt soll das Quartett rund 230 Tonnen Schrott gestohlen haben. Dabei nutzten die Täter aus, dass das Eisenbahngleis von Vallourec & Mannesmann direkt am Schaustellerlager vorbei führte. Dort wurde der Schrott, der bei der Herstellung der Röhren übrig blieb, zum Wiegen gefahren.
Bevor die Waggons allerdings auf die Waage kamen, sollen sie von der Bande auf dem Anschlussbahnhof abgeräumt worden sein. Mit einem Kran sollen jeweils zehn Tonnen auf Lastwagen umgeladen und abtransportiert worden sein, teilweise viermal in der Woche. Dabei soll Michel K. seine Kumpel informiert haben, wenn besonders lohnende Beute unterwegs war.
Bis zur Waage kam lediglich, was die Täter auf den Waggons übrig gelassen hatten. Aber auf die Art und Weise bemerkte das Röhrenwerk lange Zeit gar nicht, dass hier Schrott-Diebe am Werk waren. Möglicherweise wäre die Bande bis heute unentdeckt geblieben, wenn die Polizei nicht einen Tipp von einem ehemaligen Mittäter bekommen hätte.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Quartett insgesamt 23 Fälle vor. Dabei soll ein Schaden entstanden sein, der im sechsstelligen Bereich liegt. Die Verteidigung hält das für viel zu hoch. Rechtsanwalt Kurt Biron, der Paul M. vertritt: „Wir gehen davon aus, dass der Schaden nur 50 000 Euro beträgt.“
Unstimmigkeiten gab es, weil das Gericht Vallourec & Mannesmann als Nebenkläger zugelassen hatte. Das Unternehmen hatte schriftlich erklärt,. dass es „in der 100-jährigen Geschichte des Unternehmens keinen Schaden dieses Ausmaßes gegeben habe.“ Allerdings: Der Lebensgefährte einer der beteiligten Richterinnen arbeitet bei Vallourec & Mannesmann. Darum muss nun über einen Befangenheitsantrag entschieden werden.
Martina M. hofft derweil, dass ihr Ehemann Paul endlich aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Er wurde bei der Razzia festgenommen: „Seitdem liegt unser Familien-Unternehmen brach. An meinem Mann hängt alles. Er ist der Einzige, der sich mit der Technik der Monster-Trucks auskennt.“
Der Prozess wird wegen verschiedener Formalien erst am 20. August weiter gehen.