Düsseldorf Weihnachtsmärkte: Das Kunsthandwerk hat es schwer
Die Besucher des Weihnachtsmarkts geben ihr Geld lieber für Glühwein als für Handgemachtes aus.
Düsseldorf. Weihnachtsmärkte sind nicht nur stimmungsvoll, sondern schlichtweg auch ein großes Geschäft. Doch während der Umsatz beim Verkauf von Glühwein, Bratwurst und Reibekuchen jährlich steigt, scheint er bei jenen Schaustellern, die Handgemachtes und Unikate verkaufen, zu stagnieren oder sogar zu sinken. Dies stellen zumindest einige Händler fest, die zum Teil seit 20 Jahren in Düsseldorf ihre Ware den Besuchern präsentieren.
Burkhard Höschen etwa ist seit zwölf Jahren auf dem Weihnachtsmarkt am Rathausplatz zu finden. Zu Füßen des Reiterstandbilds Jan Wellems zeigt Höschen von ihm aus Holz gefertigte Füllfederhalter, Pfeffermühlen und Haushaltsartikel. Während er seinen Umsatz vor zwölf Jahren innerhalb eines Jahres verdoppeln konnte und er auch danach noch weiter stieg, sinkt er heute stetig.
„Am Anfang hat sich mein Stand schnell zu einem Highlight des Marktes entwickelt“, sagt Höschen, der vor den Augen der Besucher seine Unikate aus Holz an der Drechselbank fertigt. Damals seien die Zuschauer von der Handwerkskunst begeistert gewesen. Seine Schreibgeräte aus Handarbeit waren besonders beliebt. Heute seien die Menschen weit schwieriger zu begeistern und scheinbar weniger gewillt, Geld auszugeben: „Ich muss mir in jedem Jahr ein paar neue Dinge überlegen, damit der Umsatz nicht allzu sehr fällt. Neue Produkte verkaufen sich dann immer etwas besser.“ Das könne natürlich auch daran liegen, dass man nicht jedes Jahr einen neuen Füllfederhalter braucht, so Höschen.
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Die Faszination sei vor allem bei Besuchern aus dem Ausland groß: „Es ist schon vorgekommen, dass ein Russe gleich zehn Dinge auf einmal kauft. Engländer zum Beispiel sind oft sehr angetan von meinen Produkten, da sie das Drechseln aus ihrer Heimat kennen und die Arbeit, die dahinter steckt, sehr schätzen.“
Einheimische Besucher jedoch scharen sich inzwischen weniger um seinen, als um den Reibekuchenstand gegenüber. Höschen glaubt, dass die Besucher des Marktes seine Handwerkskunst noch immer schätzen, aber dass oft das nötige Kleingeld fehlt: „Mir sagen die Leute ständig, wie schön sie meinen Stand finden, aber dass sie das Geld gerade einfach nicht ausgeben können.“
Dass sich das Kaufverhalten der Weihnachtsmarktbesucher verändert hat, beobachtet auch Jeanette Schulze. Ihr Stand, an dem sie unter anderem handgefertigte Kerzen aus Bienenwachs verkauft, ist gleich neben dem Rathausplatz auf der Flinger Straße. Die Wertschätzung für Handwerk habe sich verändert. Ihre Kerzen waren zwar immer beliebt, heute aber würden die Menschen weniger Geld für Dinge wie diese ausgeben: „Die Leute haben immer mehr das Bedürfnis, die Dinge so günstig wie möglich zu bekommen. Dass sie dabei oft auch an Qualität sparen, stört sie heute weniger.“
Seit fast 20 Jahren findet man ihre Kerzen, Raumdüfte und Dekorationsartikel zur Weihnachtszeit in der Altstadt. Ihr Stand ist umgeben von gastronomischen Ständen mit Reibekuchen, Glühwein und Bratwurst. „Hier ist die Nachfrage nach wie vor groß.“ Für Schulze liegen die Gründe für diese Entwicklung auf der Hand: „Heutzutage bekommt man viele Dinge, die es hier gibt, auch im Internet und das durchaus auch zu einem günstigeren Preis. Der ist meist durch massengefertigte Ware aus dem Ausland mit schlechterer Qualität möglich. Außerdem verschenken immer mehr Menschen zu Weihnachten lieber größere Dinge wie etwa Elektroartikel als Handgemachtes.“ Dieser Trend ist für Jeannette Schulze und viele ihrer Kollegen eher bedauerlich: „Das ist enttäuschend. Man gibt sich viel Mühe, um den Kunden auch neue Produkte anzubieten, aber die Nachfrage ist einfach nicht mehr so groß wie früher.“
Wie die Händler, Schausteller und Besucher insgesamt den Weihnachtsmarkt sehen, ermittelt die Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH zurzeit in einer Umfrage. Ergebnisse sollen im März vorliegen. Geschäftsführer Frank Schrader kündigt an, dass auch das bisherige Angebot hinterfragt werde. „Ein Drittel der Händler sind Gastronomen. Falls sich herausstellt, dass die Nachfrage hier eigentlich höher ist, kann ich mir auch vorstellen, dass wir den Anteil der Gastronomie auf 40 Prozent anheben.“