Weihnachtsmarkt: Massen-Gedränge in der Budenstadt
Geschiebe statt gemütlich: Auf dem Weihnachtsmarkt geht es zeitweilig extrem eng zu. Laut Sicherheitskonzept ist eine Überfüllung nicht möglich.
Düsseldorf. Spätestens seit dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg sind die Behörden sensibilisiert: Kaum eine Großveranstaltung geht mehr ohne rigorose Sicherheitsvorkehrungen über die Bühne. Ein Schauplatz in diesen Tagen, auf dem es besonders voll wird: der Düsseldorfer Weihnachtsmarkt. Hunderttausende kommen laut Polizei jetzt an den Wochenenden zusätzlich nach Düsseldorf.
Das spüren die Betreiber und Besucher schon zum Auftakt. Zwar meldete die Polizei für den vorigen Samstag keine großen Verkehrsstörungen, doch beobachteten die Beamten sehr starke Besucherströme: „Ab dem Nachmittag nahm das Fußgängeraufkommen erheblich zu“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Und auf dem Weihnachtsmarkt wurde es zum Teil so eng, so dass sich sogar die Betreiber der Stände skeptisch äußerten: „Gerade am Samstag war ein sehr dichtes Gedränge. Da war ich froh, auf der anderen Seite der Bude zu stehen“, sagt Hanna Büddicker, Verkäuferin bei „Engel und Filz“ am Engelchenmarkt.
Heike Krüßmann, Verkäuferin bei „Printen Klein“ ergänzt: „Für kleine Kinder war es am Samstag schon grenzwertig. Eltern mit Kinderwagen hatten kaum eine Chance.“ Besucherin Catarina Bracik hat ähnliche Beobachtungen gemacht: „Es war wirklich sehr voll. Besonders am Rathaus kam ich kaum noch durch.“
Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsamtes, appelliert an die Eltern, nur auf den Markt zu gehen, wenn er nicht zu voll ist. „Dass alles zum Stillstand kommt und nachgedrückt wird, ist aber nicht der Regelfall.“ Prinzipiell werde bei einem Weihnachtsmarkt die Personendichte nicht als kritisch angesehen. „Wir haben etwa am Marktplatz überall Auslaufflächen.“ Vor dem Rathaus selbst, an der Marktstraße und an der Zollstraße. „Wenn es zu eng wird, verlassen die Menschen dort den Bereich.“
Das war am Samstag nicht zu beobachten. Vor den Glühweinständen drückten die Besucher von hinten, um an ihr Ziel zu kommen. Hinzu kommen Stolperfallen: Kleine Kunststofframpen, durch die Versorgungskabel geführt werden und unter den Massen unsichtbar blieben.
Dennoch sagt Zimmermann: „Die Erwartungshaltung an die Behörden ist zu hoch, hier steuernd einzugreifen. Dass so nachgedrückt wird, dass jemand totgetreten wird, halte ich für ein Szenario, das nicht eintreten wird.“ Das glaubt offenbar auch Max Cronenberg, Betreiber des Glühweinstands am Engelchenmarkt. „Seit über 30 Jahren ist hier nichts passiert, das spricht doch für sich.“
Dass sich die Einschätzung der Lage auch ändern kann, zeigt das Beispiel Tuntenlauf, der jahrelang am Karnevalssamstag auf der Kö stattfand. Wegen wachsenden Andrangs wurden die Sicherheitsauflagen immer wieder verschärft — das war dem Veranstalter zu teuer: Inzwischen findet der Lauf nur noch in Sälen statt. Das Szenario „Was wäre wenn . . .“ ist im Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt — das seit Jahren unverändert ist — derweil nicht vorgesehen. Man geht davon aus, dass sich die Massen von allein verteilen.