Weihnachtsmarkt: Wer lügt denn da?
Warum die Vergabe durch die DMT für so viel Wirbel sorgt.
Düsseldorf. So etwas bekommt man im Rathaus auch nicht oft geboten: Da berichtet ein Dezernent in öffentlicher Sitzung, dass die städtische Marketingtochter DMT die Organisation des Weihnachtsmarktes auf dem Schadowplatz für drei Jahre an eine Stuttgarter Firma vergeben hat. Der Aufsichtsrat habe dies beraten und beschlossen. Darauf meldet sich der Ausschussvorsitzende von der SPD zu Wort und widerspricht: „Nach meiner Kenntnis ist im Aufsichtsrat kein Konzept vorgestellt und nichts beschlossen worden.“ Rums, das sitzt. Aussage gegen Aussage. Aber wer lügt denn da?
Der Vorfall markiert einen neuen Höhepunkt im seit Wochen schwelenden Streit um den Weihnachtsmarkt auf dem Schadowplatz. Kern der Auseinandersetzung sind Geschmacksfragen.
Das Textilkaufhaus Breuninger, Ankermieter in den Libeskindbauten, wünscht sich einen attraktiveren Weihnachtsmarkt vor der eigenen Tür. Und stößt bei OB Dirk Elbers und DMT-Chefin Eva-Maria Illigen-Günther auf offene Ohren.
Die Stuttgarter Agentur Liganova — von Breuninger empfohlen — stellte erste Ideen vor: Die Rede ist davon, dass Markt und Buden „sachlicher, moderner und kreativer“ gestaltet werden sollen. Etwas Neues, ein echter Hingucker wurde versprochen. Das überzeugte zumindest Elbers und Illigen-Günther. Die Liganova bekam den Auftrag, ein detailliertes Konzept wird erarbeitet.
Die Geschmacksfrage besteht darin, ob Düsseldorf wirklich einen „schicken“ Weihnachtsmarkt braucht. Bei der SPD ist man da anderer Meinung: „Wir wollen keine Stadtmitte, in der nur noch der dicke Geldbeutel beheimatet ist.“
Das kann man so oder so sehen. Sicher ist, dass der Entscheidung der Stadtspitze handwerkliche Fehler folgten. Fehler Nummer eins: Die hiesigen Händler wurden durch ein Schreiben informiert, das nicht optimal formuliert war — zwar enthielt es auch die Aussage, dass sie sich wieder um einen Stand bewerben können (die DMT betont nach wie vor, dass sie dieses Angebot ernst meint), doch viele Händler sahen ihre Felle davon schwimmen.
Für die Schausteller ist der Weihnachtsmarkt eine gute Einnahmequelle im ansonsten mauen Winter. Mit ihren Sorgen wendeten sie sich an die Politik, wobei sie vor allem bei der SPD Gehör fanden. Wichtig ist der Partei deshalb die Feststellung, dass die eigenen Vertreter im Aufsichtsrat der Vergabe nicht zugestimmt haben — schon weil es keinen Beschluss gegeben habe.
Womit wir wieder bei der Frage sind, wer nun lügt. Darauf gibt es derzeit keine klare Antwort. Denn offenbar gab es zwar beim Tagesordnungspunkt zum Weihnachtsmarkt keine Abstimmung. Wohl aber ist der Wirtschaftsplan abgesegnet worden. War die Vergabe ausdrücklich ein Bestandteil davon? Oder ist getrickst worden? Oder haben einige Aufsichtsräte nicht richtig aufgepasst? Das werden die Damen und Herren intern klären müssen.
Offensichtlich ist auch Fehler Nummer zwei: Nicht nur die Information der Händler durch die DMT war suboptimal, auch der Umgang mit den Medien. Weil Nachfragen seit Wochen zögerlich bis gar nicht beantwortet worden sind, konnte das Thema überhaupt so hochkochen. Unter dem Strich steht die Erkenntnis: Man kann den Weihnachtsmarkt schicker machen wollen. Aber dann sollte man offen kommunizieren, Widerspruch aushalten — und die, die es angeht, mitnehmen. Wer gutes Marketing machen will, sollte etwas von Kommunikation verstehen. Wer es nicht tut, bekommt Probleme.