Gutachten Wende im Missbrauchsfall im Kinderhilfezentrum
Gutachten wirft Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zwölfjährigen auf, die angeblich von zwei jungen Männern missbraucht wurde.
Düsseldorf Der Fall hatte Düsseldorf und sogar ganz Deutschland erschüttert: Im Januar wurden zwei junge Männer verhaftet, die als unbegleitete Flüchtlinge im Kinderhilfezentrum untergebracht waren. Sie sollten unabhängig voneinander ein erst zwölf Jahre altes Mädchen missbraucht haben. Das gab das vermeintliche Opfer selbst an — zusätzlich stützte eine Zeugenaussage ihre Schilderung. Die Verdächtigen, die laut einem Altersgutachten deutlich älter waren als selbst angegeben, wanderten in U-Haft, wurden angeklagt. Doch jetzt sieht es so aus, als würde sich die Geschichte in Luft auflösen.
Denn in der ersten Hauptverhandlung stellte sich plötzlich heraus, dass der angeblich unabhängige Zeuge ein Verehrer des Mädchens war. Zweifel kamen auf, dass er wirklich die Wahrheit sagte. Also wurde ein Gutachten über die Glaubwürdigkeit der Zwölfjährigen erstellt — laut Ralf Herrenbrück, Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Standard in einem solchen Fall. „Es ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Aussagen des Mädchens nicht belastbar sind.“ Weder sei somit beweisbar, dass sie vergewaltigt wurde, noch dass sie überhaupt Sex mit einem der beiden Angeklagten hatte.
„Wir haben die Konsequenz daraus gezogen, dass wir beantragt haben, die Haftbefehle aufzuheben“, erklärt Herrenbrück. Die beiden jungen Männer sind bereits wieder auf freiem Fuß. Die Anklagen indes kann die Staatsanwaltschaft nicht mehr zurücknehmen, die Prozesse werden geführt werden. Allerdings dürften beide einen Freispruch zur Folge haben.