Weniger Pkw, weniger Angebote: Carsharing in der Krise?
Anbieter von Autos auf Zeit strukturieren in Düsseldorf um.
Düsseldorf. Der eine Anbieter verkleinert seine Düsseldorfer Fahrzeugflotte, der andere zieht sich aus bestimmten Stadtvierteln zurück — Car-Sharing-Unternehmen scheinen in der Stadt mit Problemen zu kämpfen.
Obwohl die Kundenzahlen insgesamt steigen, hat Car2go, Ableger von Daimler und einer der größten deutschen Anbieter, seine Fahrzeugzahlen in Düsseldorf im vergangenen Jahr von 300 auf 250 Autos reduziert. Dies liege jedoch nicht an einem sinkenden Interesse in der Stadt, erklärt Sprecher Andreas Leo: „Teile der Düsseldorfer Flotte wurden an Orte mit gesteigerter Nachfrage verlagert, es lag nicht daran, dass das Angebot in Düsseldorf nicht angenommen wird.“ Man habe in Düsseldorf bisher etwa 20 000 Kunden, Tendenz steigend.
Deutschlandweit zählt der Bundesverband Car-Sharing derzeit rund 150 Anbieter, mehr als eine Millionen Menschen nutzen den Service. Das Konzept ist einfach: Ein Auto, viele Nutzer. Per Internet lässt sich der nächstgelegene Wagen finden, jeder zahlt für die Zeit, in der er das Fahrzeug braucht. Geparkt wird je nach Anbieter entweder überall oder auf festen Parkplätzen.
Beim BMW-Unternehmen DriveNow, mit etwa 33 000 Nutzern in Düsseldorf, wurden kürzlich eher entlegene Stadtteile wie Lichtenbroich, Stockum, Derendorf, Eller oder Heerdt aus dem Nutzungsbereich gestrichen. Auch wer Autos in Neuss, Gerresheim, Benrath, Teilen von Hilden oder am Flughafen abstellt, muss zukünftig Extrakosten für eine mögliche Rückführung in Kauf nehmen. „Unser Konzept funktioniert dort gut, wo Menschen sowohl arbeiten, leben als auch ausgehen, in reinen Wohngebieten bleiben die Autos oft stehen und müssen von uns abgeholt werden“, erklärt Sprecher Michael Fischer diese „Strafzahlungen“.
Während DriveNow einige Viertel aus dem Geschäftsgebiet gestrichen hat, weitete der Dienst sein Angebot auf Forderung der Bezirksvertretung auf große Teile Lierenfelds aus. Politiker von CDU und Grünen hatten sich für die Alternative zum eigenen Auto eingesetzt.
Ob das Geschäft in Düsseldorf sich bisher wirtschaftlich rechnet, teilt das Unternehmen nicht mit, die Gesamtkalkulation für alle Städte gehe jedoch auf, so Fischer.
Meldungen, Car2go rentiere sich derzeit noch nicht, führt Unternehmenssprecher Leo auf die Expansion in neue Städte zurück: „Ursprünglich wollten wir bis 2016 wirtschaftlich profitabel sein, durch Investitionen in neue Standorte verschiebt sich dies nach hinten.“ In den einzelnen Städten rechne man aber damit, dass sich das Geschäft nach jeweils zwei bis vier Jahren trägt. Für Düsseldorf, wo die Gemeinschaftsautos seit 2012 im Einsatz sind, wolle man noch keine Angaben machen, der Geschäftszweig sei aber insgesamt auf einem guten Weg, so Leo.
Die Zahl der Städte mit Car2go-Angebot ist von 25 vor einem Jahr auf aktuell 29 in sieben Ländern gewachsen. In einigen Städten wie Ulm und London hatte Daimler das Angebot zuletzt aber aufgrund geringer Buchungszahlen eingestellt.