Düsseldorf Wer sich bindet, bleibt länger zusammen
Die Zahl der Heiraten ist in Düsseldorf leicht gestiegen, die Zahl der Scheidungen geht dagegen zurück.
Düsseldorf. Natascha und Dennis Leyer haben sich kürzlich das Ja-Wort gegeben. Aus Liebe. „Für uns gehört das dazu, als traditionelle, offizielle Besiegelung unserer Beziehung“, sagt Natascha Leyer. Die große Feier kommt im nächsten Jahr, sie soll traditionell werden. „Das ist uns sehr wichtig.“ So denken mehr und mehr Paare, wie eine Hochzeitsagentur bestätigt. Alte Werte, Traditionen, auch die Institution Ehe werden immer wichtiger. Deutschlandweit ist die Zahl der Heiraten leicht gestiegen, währen die Zahl der Scheidungen deutlich zurückging.
Diese Entwicklung zeigt sich auch in Düsseldorf. Gab es im Jahr 2012 noch 2794 Eheschließungen, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr 2015 auf 2919. „Paare setzen vermehrt auf Altbewährtes, eine feste Beziehung und Halt durch Rituale im schnelllebigen Alltag spielt eine Rolle“, bestätigt Mandy Pomplun-Mesters, die seit 2013 eine Hochzeitsagentur leitet und seither hunderte Feiern geplant hat.
„Die Heirat gehört dazu: Paare wollen sich ein heimeliges Nest bauen, sich ganz offiziell treu bleiben, gerade wenn der Beruf fordernd ist.“ Der Wunsch nach Tradition spiegelt sich ihrer Erfahrung nach auch in der Heirat selbst wider. „Alte Gutshöfe und Fachwerkhäuser sind gefragt. Viele Paare setzen auf Bodenständigkeit.“ Das Alter spiele dabei kaum eine Rolle: Junge Paare, die sich rasch binden wollen, kommen ebenso zu ihr wie ältere Heiratswillige, die ihre Jugendliebe wiedergefunden haben.
Und wer sich bindet, bleibt derzeit auch öfter zusammen. Im Jahr 2012 gab es noch 1422 Scheidungen, im letzten Jahr nur noch 1159. Am häufigsten gehen Ehen tatsächlich rund um das sprichwörtlich verflixte siebte Jahr auseinander, wie die Zahlen belegen.
Kaum Scheidungen gibt es in den ersten zwei Ehejahren. 2013 gab es vier, in den Folgejahren jeweils zwölf Scheidungen in Düsseldorf. Zwischen zwei und fünf Ehejahren steigen sie sprunghaft an, bis zur höchsten Quote zwischen dem fünften und neunten Ehejahr. Im sechsten bis siebten Jahr haben sich 2013 82 Ehepaare wieder geschieden, 86 im Jahr 2014 und nur noch 68 im Jahr 2015. Mit längerer Dauer der Ehe sinken die Zahlen mit leichten Schwankungen.
Offenbar spielen minderjährige Kinder auch eine Rolle: Paare mit Nachwuchs trennen sich seltener. Im Jahr 2005 standen 1010 kinderlosen Paaren 712 mit Kindern gegenüber, 2015 waren es 654 gegenüber 505.
Auch Familienanwältin Sabine Bomhard, die zudem als Mediatorin arbeitet, erkennt eine Entwicklung. „Die Möglichkeiten, sich vor einer Trennung erst einmal Hilfe zu suchen, sind in den letzten Jahren gewachsen — und auch stärker anerkannt. Es ist kein Tabu mehr, als Paar beispielsweise einen Coach aufzusuchen.“
Auch überlegen sich viele Partner vorab genau, ob eine Heirat für sie passt. Bomhard berät vorab zu allen rechtlichen Fragen und kritischen Punkten der Eheschließung. „Das Interesse ist groß.“
Wenn es dann doch zur Trennung kommt, macht die Anwältin folgende Erfahrung. „Bei viele Paaren fehlen meist die Gemeinsamkeiten.“
Gut sei: Niemand müsse heutzutage beispielsweise wegen gemeinsamer Kinder heiraten. „Wer eine Ehe schließt, kann dies ohne Druck ganz bewusst tun — weil er den Partner und die Tradition liebt.“
So wie Natascha und Dennis Leyer.