Feuerwehr Jeder kann retten: Wie die Feuerwehr am Telefon dabei hilft
Düsseldorf · Karl-Heinz Woitalla wurde nach einem Herzstillstand zurückgeholt — von seiner Frau und seinen Nachbarn. Dabei half die Feuerwehr am Telefon.
Den 11. Oktober vergangenen Jahres wird Karl-Heinz Woitalla niemals vergessen. Denn an dem Tag ist der 69-Jährige dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen. Nach einem Herzstillstand wurde er ins Leben zurückgeholt. Von seiner Frau, seinen Nachbarn und einem erfahrenen Mitarbeiter der Feuerwehr-Leitstelle, der den Helfern erklärte, was zu tun ist. Inzwischen ist Woitalla wieder ganz gesund. Aus Anlass der Woche der Wiederbelebung erzählte der Gerresheimer bei der Feuerwehr seine Geschichte. Um auch anderen Menschen Mut zu machen, im Notfall nicht zu zögern und zu handeln.
„Beim Herzstillstand sind die ersten Minuten entscheidend“, sagt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen. Bis die Rettungsprofis eintreffen, können einige Minuten vergehen. Aber: Mit jeder Minute ohne Hilfe sinkt die Überlebenschance des Patienten um zehn Prozent. Schülpen: „Wichtig ist, das Gehirn weiter mit Sauerstoff zu versorgen. Darum muss so früh wie möglich mit der Herzdruckmassage begonnen werden.“
Im Dreierteam wurden die
Anweisungen umgesetzt
Im Fall von Karl-Heinz Woitalla war in Gerresheim ein ganzes Dreier-Team am Werk. Ehefrau Gisela hatte bemerkt, dass es ihrem Mann nicht gut ging. Er hatte sich auf dem Golfplatz sehr geärgert: „Im Wintergarten wollte er sich hinsetzen.“ Da verlor der 69-Jährige das Bewusstsein. Gisela Woitalla lief zunächst zu den Nachbarn, die eine Etage höher wohnen, um Hilfe zu holen. Zum Glück waren Karl-Heinz Seyferth und seine Frau zu Hause. Der Mann rief dann auch sofort über Notruf bei der Feuerwehr an.
Am anderen Ende meldete sich Matthias Venhoven, der als Disponent auf der Leitstelle arbeitet. Aufgrund der Meldung war ihm am Telefon sofort klar, dass es in diesem Fall um jede Sekunde geht. Venhoven hat Erfahrung, wie man auch Laien mit wenigen Sätzen dazu bringen kann, lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Die Mitarbeiter auf der Leitstelle, die auch ausgebildete Notfallsanitäter sind, werden seit Jahren für diese Situationen geschult. Venhoven: „Die meisten Leute trauen sich nicht und haben Angst, etwas falsch zu machen.“ Aber etwas falsch machen könne nur der, der gar nichts tut.
Im Fall von Karl-Heinz Woitalla setzten die Helfer auf Arbeitsteilung. Peter Seyferth nahm die Anweisungen aus der Feuerwehrleitstelle entgegen: „Ich kann ja nicht gleichzeitig den Telefonhörer in der Hand halten und die Massage machen.“ Er gab die Hinweise von Venhoven weiter.
Nach fünf Minuten war
derNotarzt vor Ort
Zunächst musste der Patient auf den Boden gelegt werden, damit die Behandlung beginnen konnte. Die Herzdruckmassage mit beiden Händen auf dem Brustkorb sollten dann die beiden Frauen übernehmen. Fünf Minuten dauerte es, bis der Notarzt eintraf. Der hatte noch eine Menge Arbeit, bis er Woitalla zurückgeholt hatte. 22 Mal musste der Elektroschocker eingesetzt werden, bis der 69-Jährige transportfähig war und ins Krankenhaus gebracht werden konnte. „Danach lag ich vier Tage im Koma“, erinnert sich Woitalla. Doch der Mann erholte sich sehr schnell. Nur zwei Wochen später konnte er das Krankenhaus ohne gesundheitliche Einschränkungen wieder verlassen.
In Deutschland werden jährlich zwischen 80 000 und 100 000 Fälle von Herzstillstand gemeldet. Oft könnten Patienten gerettet werden. Dass die Feuerwehr am Telefon Ersthelfer instruiert, kommt etwa an jedem zweiten Tag vor. Oft wissen die Lebensretter selbst nicht, ob sie am Ende Erfolg haben, weil die Krankenhäuser keine Informationen weitergeben, wie es den Patienten geht.
Die Woche der Wiederbelebung ist eine Aktion des Bundesgesundheitsministeriums, um bei den Bürgern die Bereitschaft zu stärken, im Notfall Herzdruckmassagen anzuwenden. Viele haben im Rahmen der Führerscheinprüfung zwar einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, vieles von dem Gelernten ist aber längst in Vergessenheit geraten.
Wer mehr wissen will, kann am 27. Oktober zum Herz-Aktionstag in die Rheinterrasse kommen. Da werden zwischen 11 und 17 Uhr auch praktische Übungen angeboten. Denn ein Notfall kann schneller kommen, als man denkt.