Wie Düsseldorf gleich drei neue Städtepartner auf einmal fand
1988 wurden die Verträge mit dem israelischen Haifa, dem englischen Reading und Chemnitz unterzeichnet.
Düsseldorf. Düsseldorf feiert am Wochenende „303030“. Das bedeutet: Drei Städtepartnerschaften bestehen nun 30 Jahre. Warum kam es 1988 gleich zu drei Verträgen und wie ist es heute um die Beziehungen bestellt? Ein Überblick:
Reading Der Vertrag mit der englischen Stadt wurde 1988 unterschrieben, die Wurzeln der Freundschaft reichen aber bis 1947 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Briten Düsseldorf besetzt, zuständig war hier das Regiment aus der Grafschaft Berkshire. Dort, etwa 45 Kilometer westlich von London, liegt die Stadt Reading. Die damalige Bürgermeisterin Phoebe Cusden erhielt damals den Bericht, wie schlecht es den Bürgern und insbesondere den Kindern in Düsseldorf ging. Sie reiste nach Düsseldorf, half Hungernden und Wohnungslosen und lud sechs Kinder ein, Reading zu besuchen. Dem folgte ein Gegenbesuch und schließlich über mehrere Jahrzehnte ein reger Austausch der Jugendlichen beider Städte. Bildung ist einer der heutigen Schwerpunkte der Partnerschaft, Kultur und Sport sind die anderen beiden. Im April war das Bläserensemble des Reading’s Aldworth Philharmonic Orchestra bei den Schloss-Konzerten in Eller zu Gast, mehrere Läufer aus Reading starteten beim Düsseldorfer Marathon. Und am Musikfestival in Reading, dem Fringe Festival, Ende Juli nehmen fünf Düsseldorfer Künstler und Gruppen teil.
Haifa Die Freundschaft mit der israelischen Hafenstadt fand ihre Anfänge in den 1970er-Jahren. Seit mehr als den nun gefeierten 30 Jahren gibt es ein Künstler-Austauschprogramm zwischen Düsseldorf und dem Künstlerdorf Ein Hod bei Haifa. Diese Tradition wird auch heute gelebt und gepflegt. Beim „Holiday of Holidays Festival“ in der Partnerstadt sind regelmäßig Düsseldorfer Künstler vertreten. Im Haifa-Museum war im Winter eine Ausstellung mit 50 Zeichnungen jüdischer Kinder aus Düsseldorf am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zu sehen. Junge Menschen spielen in der Partnerschaft eine besondere Rolle. Bestes Beispiel war zuletzt der emotionale Besuch einer Gruppe von acht Zeitzeugen und ihrer Enkel in Düsseldorf. Auf Einladung des Vereins „Brücke Düsseldorf-Haifa“ war die Gruppe zu Gast im Landtag, im Rathaus, in verschiedenen Schulen und im Zeitzeugen-Café der Awo. Oberbürgermeister Thomas Geisel hat die Beziehungen in der vergangenen Woche noch einmal bekräftigt. In Haifa unterzeichnete er mit anderen deutschen Rathauschefs ein „Abkommen über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Stadt Haifa und ihren Partnerstädten in Deutschland“.
Chemnitz Rheinischer Sauerbraten spielt eine gewisse Rolle bei der dritten Partnerstadt, die nun mit Düsseldorf 30-Jähriges feiert. Erich Honecker besuchte als erster Staats- und Regierungschef der DDR 1987 die Bundesrepublik. Am dritten Tag seiner Reise kam er nach Düsseldorf und aß mit Ministerpräsident Johannes Rau im Schloss Benrath zu Mittag, unter anderem eben den erwähnten Sauerbraten. Die Gespräche mit dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Klaus Bungert kamen auch auf eine Partnerschaft mit einer Kommune in Ostdeutschland. Karl-Marx-Stadt, wie Chemnitz damals hieß, war damals der Wahlkreis Honeckers, das könnte bei der Auswahl eine Rolle gespielt haben. Die Partnerschaft wurde ein Jahr später besiegelt, der intensive Austausch begann noch ein Jahr später - unter Umständen, die Honecker so nicht geahnt hatte. Heute sind es vor allem die Sportler, die Freundschaft pflegen. Düsseldorfer Boxer gehen beim internationalen Turnier in Chemnitz in den Ring, Chemnitzer Langstreckenläufer auf die Marathon-Strecke am Rhein. Und pünktlich zum Geburtstag der Partnerschaft haben zwei Düsseldorfer Radsportler eine knapp 600 Kilometer lange „Tour der Freundschaft“ nach Chemnitz absolviert. Am Donnerstag trafen sie im Südwesten Sachsens ein. Ihre T-Shirts trugen ein Logo mit der Aufschrift „Chemnitz-Düsseldorf: Partnerstädte seit 1988“.