Düsseldorf Wo der Kaffee sein besonderes Aroma erhält

Die WZ sucht Experten und Genießer, die an einer neuen Sorte mitwirken möchten.

Foto: David Young

Düsseldorf. Kaffee ist mehr als ein Getränk. Seien wir ehrlich: Für viele ist es das Öl, das das gesellschaftliche Zusammenleben erst rund laufen lässt. So mancher Morgenmuffel kennt nur zwei Tageszeiten: vor dem ersten Kaffee und danach. Überflüssig zu sagen, dass diese Zeitgenossen vor der ersten Tasse selten zu etwas zu gebrauchen sind. Erst wenn der Kaffeeduft in die Nase steigt, erwachen die Lebensgeister.

Und das Getränk begleitet uns durch den Tag. Sei es mit Freunden im Café, mit Kollegen in der Kaffeeküche oder mit Geschäftspartnern oder Kunden am Konferenztisch — so manches Gespräch lässt sich bei einer Tasse Kaffee einfach besser führen, so manche Idee besser ausbrüten. Der Mathematiker Paul Erdös stellte fest: „Ein Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in Theoreme verwandelt.“ Und das lässt sich wohl auch auf viele andere Berufsgruppen anwenden — Journalisten eingeschlossen. So unverzichtbar wie der Kaffee ist auch die Zeitung am Morgen — die Kombination aus beidem ist für viele der gelungene Start in den Tag. Das ist auch der Grund, warum sich die WZ nun etwas näher mit diesem Thema beschäftigt und ihren Lesern einen ganz eigenen Morgen-Genuss servieren möchte. Dieser wird zusammen mit Kaffee-Spezialisten unter den Lesern und den Experten von Bazzar Caffè entwickelt (siehe Info-Kasten).

Mikdat Kirici hat Bazzar Caffè vor 20 Jahren gegründet. Nachdem er zunächst als Gastronom tätig war, wollte er tiefer ins Kaffee-Geschäft einsteigen, sein Wissen von Kaffee, Bohnen und Röstung einsetzen, um guten Kaffee zu machen. 1995 kam der erste Bazzar Caffè auf den Markt. Zunächst ließ Kirici seine Kaffees noch in Italien rösten. Vor vier Jahren konnte er die länger schlummernde Idee umsetzen, den Kaffee selbst zu rösten. Und zwar in einer großen Halle am Neusser Hafen. Die Bohnen legen viele tausend Kilometer zurück, bevor sie ganz in unserer Nähe ihren letzten Schliff erhalten.

Betritt man die große ehemalige Industriehalle, liegt der markante Duft der beliebten Bohnen leicht in der Luft. Die ganze Welt des Kaffees ist dort vereint. Hinter Gitterstäben ist das Rohkaffeelager zu sehen mit den wertvollen Bohnen in Jutesäcke, die aus Kolumbien, Brasilien, Mexiko, Äthiopien und Indien hergebracht wurden — ausschließlich Spezialitäten-Rohkaffees von Mikroplantagen. Zehn Rohkaffeesorten erhält Bazzar Caffè von Händlern in Hamburg.

„Bei uns geht es traditionell zu“, erklärt Kirici und zeigt, wie die Säcke mit Hilfe eines Flaschenzugs in ein großes Rohr geschüttet werden, das den Inhalt in die Röstmaschine führt. Der Trommelröster stammt aus dem Jahr 1959 und hat durch seinen hohen Anteil an Eisenguss besondere thermische Eigenschaften. In der großen Trommel werden die Bohnen bei einer Temperatur zwischen 200 und 230 Grad bis zu 20 Minuten lang geröstet. „Tagtäglich ist die Röstpraxis etwas anders“, sagt Kirici und deutet auf das Thermometer an der Wand. Wenn sich die Raumtemperatur oder die Luftfeuchtigkeit ändern, ändert sich der Röstvorgang. An die Bohnen, die in jeder Ernte anders sind, wird der Prozess ständig angepasst.

Danach folgt die Mischung der Sorten. Mischen ist für Mikdat Kirici wie Würzen. Die verschiedenen Aromen verbinden sich zu einem guten Kaffee — und dabei ist wichtig, für wen das Produkt bestimmt ist und wie es getrunken wird.

Das Team von Bazzar Caffè hat in der alten Fabrikhalle ein kleines, mit viel Liebe zum Detail hergerichtetes Kaffee-Mekka geschaffen, das auch ein Museum bietet. Nicht nur, dass sich die Verarbeitung der Bohnen nachvollziehen lässt. Von der alten Kaffeemühle über unterschiedlichste Tassen bis zur Hightech-Siebträgermaschine, wie die professionellen Espresso-Maschinen genannt werden, wird dort alles präsentiert, was man rund um den Kaffee so braucht.