Zeichen der Ökumene: Erzbischof Woelki in der Johanneskirche
Zum Beginn der Fastenzeit predigte der Kardinal in der Stadt und setzte mit dem Präses der evangelischen Kirche im Rheinland ein Zeichen für die Ökumene.
Düsseldorf. Es war nicht das erste Mal, dass Kardial Rainer Maria Woelki am Samstagabend in Düsseldorf predigte, doch es war das erste Mal, dass er das in ökumenischem Rahmen tat. Seit September ist er der neue Erzbischof Kölns, den meisten Gläubigen ist sein Name auch im Rheinland ein Begriff. Bis zum vergangenen Jahr war es noch Kardinal Meissner gewesen, der Woelkis Position inne hatte und bisher war es auch Meisner gewesen, der zum Beginn der Passionszeit gemeinsam mit dem Präses der evangelischen Kirche im Rheinland ein Zeichen für die Zusammenarbeit der beiden Landeskirchen setzte.
Seit 12 Jahren besteht diese Tradition, seit 12 Jahren findet die gemeinsam gefeierte Andacht in der Johanneskirche am Luther-Platz statt. Im Gegenzug findet am ersten Adventssonntag ein ökumenischer Gottesdienst in Köln statt — ebenfalls mit den beiden höchsten Vertretern der Landeskirchenschaft.
Still beginnt die Andacht in diesem Jahr und ebenso leise soll sie enden. Gemeinsam posieren Woelki und Präses Manfred Rekowski vor der Andacht für die erschienenen Fotografen, gemeinsam schreiten sie den Weg durch die Kirche an, nebeneinander nehmen sie anschließend Platz. Es ist Präses Rekowski, der die Andacht eröffnet, doch im Mittelpunkt steht klar Kardinal Woelki mit seiner Predigt, er ist es, auf den die Gläubigen warten, auf dem Erwartungen lagern.
In den Mittelpunkt seiner Predigt stellt er all jene, die sich von Gott verlassen fühlen, all jene, die keine Hoffnung auf Hilfe mehr haben. „Menschen, die nicht überleben werden, denen in diesem Leben keine Rettung mehr widerfahren wird.“ So Woelkis Worte. Es sind viele Themen die der Erzbischof anspricht, oft nur anreißt. Fünf Sätze über den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, ein Satz zu Flüchtlings-Katastrophen auf dem Mittelmeer, ein Satz zum Ebolavirus in Afrika. Und ein Satz zu Terroranschlägen in der ganzen Welt.
Am Ende steht dann wieder die Ökumene im Blickpunkt: Gemeinsam erheben Präses und Kardinal die Hände zum Segensspruch, gemeinsam verlassen sie das Kirchenschiff. Seine Predigt hält der Kölner mit leisen Tönen, nur als er mahnt erhebt er seine Stimme, wird laut — „Nie wieder soll ein Mensch nur weil er anders artikuliert, anders denkt, anders fühlt, anders aussieht oder gebrechlich ist, Angst um sein Leben haben müssen.“
Während für vereinzelte Gläubige die Andacht allzu getragen zu sein scheint und sie kurzzeitig glattweg einschlafen, berührt sie andere. So wie Marianne Reinecke und Ursula Klausener. Beide aus Düsseldorf. Und beide evangelischen Glaubens. Trotzdem stand auch für sie der Erzbischof im Mittelpunkt der Andacht.
Große Anhängerinnen seines Vorgängers seien die beiden gewesen, seit Jahren immer wieder zur Passionsandacht in die Johanneskirche gekommen. „Ich bin angetan von Kardinal Woelki, er hat mich berührt und bewegt“, sagt Reinecke. Anders sei seine Art zu predigen als die seines Vorgängers — „anders, aber auch schön“, sagt Klausener. „Die Andacht zeigt, dass Woelki einen Schritt auf die Protestanten zumacht. Und das finde ich richtig.“