Zirkus "Flic Flac": Mit Tempo gegen die Schwerkraft
Der Kultzirkus Flic Flac setzt bei seinem Comeback auf Risiko. Und punktet damit beim Publikum.
Düsseldorf. Er steht da oben. Ganz oben auf der furchterregenden 15 Meter hohen, steilen Holzrampe.
Bereit zur Abfahrt. Dann stürzt der Star-Inlineskater Dave Lang sich mit nichts anderem als seinem Helm auf dem Kopf in die Höllentiefe.
Da, wo die Rampe aufhört, schießt der Skater rasant nach oben ins Nichts. Hält sich für einen Sekundenbruchteil in der Luft. Und landet schließlich auf der anderen Seite, nicht ohne vorher eine geschickte Drehung hinzulegen. Die Anspannung ist gelöst und das Publikum bricht in Jubel aus.
Die sogenannte „Höllenfahrt“ ist zweifellos eines der Highlights im neuen Programm „Exxtrem“ des Akrobatikzirkus Flic Flac, das am Samstagabend Premiere in Düsseldorf feierte.
Nach einer dreijährigen Tourneepause hat Flic Flac Gründer Benno Kastein ein Programm der Superlative entwickelt, das mitreißt und dem Zeitgeist der Extreme gerecht wird.
Für sein Comeback kooperiert der Zirkus erstmals mit Grandezza Entertainment, einem Tochterunternehmen der Deutschen Entertainment AG (DEAG).
Die DEAG ist ein führender Anbieter von Live-Entertainment und größter Veranstalter von Klassik-Events in Europa. Grandezza Geschäftsführer Thomas Schütte versprach sich von der Kooperation eine gelungene, erfolgreiche Mischung.
Tatsächlich verbindet „Exxtrem“ geschickt traditionelle Akrobatik mit modernen Ansprüchen. Genauso wie die Skater und BMX-Biker auf ihrer „Höllenfahrt“, sorgt das Markenzeichen der Show für einen schnell ansteigenden Adrenalinpegel im Publikum — die sogenannte Todeskugel: Eine gewaltige, sechs Meter hohe, eiserne Kugel, in der bis zu acht Motorradfahrer gefährliche Runden und Loopings drehen.
Ebenso bringen die Akrobatiknummern die Zuschauer ins Schwitzen: Zugleich Schock und Begeisterung löst ein Act aus, in dem drei Artisten auf einer Riesenschaukel schwingen — bis sie den höchsten Punkt erreicht haben und der vorderste abspringt.
In den Millisekunden, wo der Artist sich bis zu zehn Metern in der Höhe hält, in freiem Fall mit voller Geschwindigkeit hinunter rast und auf die kleine Matte am Boden klatscht, pulsiert einem das Herz und der Mund steht offen.
Derartige Kombinationen von Motorrad Freestyle Jumpern, Striptease-Jongleuren oder auch klassische Handstand-und Luftringakrobaten sprechen für den Unterhaltungswert des Programms.
Nicht jedermanns Geschmack bleibt wohl die düstere Heavy Metal Musik, die den musikalischen Rahmen bildet. Wild, laut, dröhnend, mit der tiefen, krächzenden Stimme des Düsseldorfer Sängers Frank Fabry — beinahe furchterregend.
Trotzdem oder gerade deswegen setzt die Musik den Charakter der Show insgesamt gekonnt in Szene. Und so lässt sich durchaus darüber hinwegsehen.