Düsseldorf Zoll entdeckt 2015 mehr als 800 Kilo der Droge Khat

Noch im Jahr zuvor gab es keinen einzigen Fall. Ansonsten beschäftigen vor allem Waffen die Zöllner, wie die Jahresbilanz zeigt.

Foto: Polizei Mönchengladbach

Düsseldorf. Der Blick auf die Jahresstatistik des Düsseldorfer Zolls für 2015 erschreckt: Die Menge der am Airport sichergestellten Drogen stieg innerhalb eines Jahres von 150 auf knapp 900 Kilo. Dabei wird Kokain, bislang mit Abstand das am häufigsten entdeckte Rauschgift, offenbar abgelöst: 148 Kilo fanden die Zöllner noch 2014 bei Reisenden, im vergangenen Jahr sank die Menge auf 86 Kilo. Das Geheimnis hinter der stark gestiegenen Gesamtzahl heißt: Khat. Die Blätter des Khatstrauches, die in vielen afrikanischen Ländern konsumiert werden wie hierzulande Bier, kommen offenbar auch hier in Mode.

Entdeckungen von Khat am Düsseldorfer Flughafen 2014: null. Im vergangenen Jahr indes zogen die Zollbeamten plötzlich 813 Kilo aus dem Gepäck Afrikareisender. In den Niederlanden ist Khat schon seit längerer Zeit verbreitet. „Der deutsche Verbraucher entdeckt es offenbar gerade für sich“, erklärt Zollsprecher Stefan Py.

Wegen des geringen Wirkstoffgehaltes ist der Straßenverkaufswert des sichergestellten Khat trotz der enormen Menge gering: 154 000 Euro. Dem gegenüber haben die 86 Kilo Kokain — das für den Verkauf noch gestreckt worden wäre — einen Wert von weit über sechs Millionen Euro. „Da spielen sich regelmäßig Dramen ab“, berichtet der Leiter des Flughafen-Zolls Brond-Hendrick Böttcher vom gefährlichen Schmuggel der Droge. Selbst junge Mütter in Begleitung ihrer Kinder erwischen die Zöllner mit so genannten Bodypacks im Körper, die tödlich sind, wenn sie platzen. Erst am Dienstagmorgen erschnüffelte einer der Spürhunde 2,3 Kilo Kokain im doppelten Boden eines Koffers — zehn dieser Hunde hat der Zoll am Airport.

Das zweite große Sorgenkind am Flughafen ist der Waffenschmuggel. „Mit Maschinenpistolen haben wir es dabei weniger zu tun“, sagt Böttcher. Es gehe eher um Schlagringe, Schleudern, Messer. „Die sind an der Schwarzmeerküste an jedem Kiosk zu haben.“ Mitgebracht würden sie oft von jungen unbedarften Reisenden als Souvenir. Doch Böttcher warnt: „Der Eintrag ,Verstoß gegen das Waffengesetz’ in der Akte macht sich sicher nicht gut bei der Bewerbung um eine Lehrstelle.“ Der neueste Schrei sind auch Elektroschocker, die als Taschenlampen oder Smartphones getarnt sind. Sie kommen vor allem über die Emirate nach Düsseldorf.

Schockierend wirkt bei der Vorstellung der Jahresbilanz besonders ein Tisch mit präparierter Meerkatze aus Afrika, Tigerfell-Amulett aus Bhutan, Schädelpräparat eines Zwergflamingos und Zupfinstrument aus dem Rückenpanzer eines Gürteltiers aus Südamerika. Doch die Verstöße gegen das Artenschutzgesetz, die der Zoll am Flughafen aufdeckt, liegen auf gleichbleibend niedrigem Niveau: 15 im Jahr 2014 und 15 auch im vergangenen Jahr. Böttcher führt das vor allem auf jede Menge Aufklärung zurück, die der Zoll zum Thema betreibt.