Zu schade zum Wegwerfen
Die Second-Hand-Angebote in der Stadt sind umfangreich und werden auch von vielen Kunden genutzt.
Berührungsängste? „Nee“, sagt Michaela Wirooks. „Nun wirklich nicht. Wieso auch? Die Sachen sind doch noch gut. Und es wird mehr als genug weggeschmissen.“ Hochmotiviert schlendert die Düsseldorferin im Cash&Raus-Markt des Sozialdienstes katholischer Männer (SKM) an der Herzogstraße zwischen Möbeln und Deko-Artikeln, Kleidung und Büchern, Haushaltswaren und Elektrogeräten umher, lässt den Blick schweifen auf der Suche nach dem nächsten Schnäppchen. „Eigentlich suche ich ein Sofa“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Aber hier findet man immer auch andere Schätzchen.“ Da zum Beispiel, eine Tischlampe mit einem Schirm. Klassisch, fast schon im Retro-Stil. „Ich mag sowas“, freut sich Michaela Wirooks marschiert schnurstracks drauf zu und schnappt sich das gute Stück. Das Sofa dann vielleicht beim nächsten Mal.
Wie Michaela Wirooks nutzen viele Düsseldorfer das umfangreiche Second-Hand-Angebot in der Stadt. Und das ist groß. Die Hose, die nicht mehr passt. Der Schrank, der nicht mehr gefällt. Oder auch das Buch, das mittlerweile schon dreimal gelesen wurde. In vielen Haushalten schlummern Dinge, die von ihren Besitzern nicht mehr genutzt werden, aber doch noch viel zu schade zum Wegwerfen sind. Und was der Eine loswerden möchte, darüber freut sich jemand anders vielleicht.
„Die Spendenbereitschaft der Düsseldorfer ist groß“, sagt Michaela Worbs, Filialleiterin von Cash&Raus an der Herzogstraße. Vor allem jetzt nach Weihnachten würden viele ungeliebte Geschenke abgeben. In den Sozialkaufhäusern des SKM werden diese dann für kleines Geld weiterverkauft. Der Erlös fließt wieder in den Betrieb.
Denn Cash & Raus ist ein Beschäftigungs- und Arbeitsprojekt. In den Geschäften packen Teilnehmer, aber auch Angestellte und Ehrenamtler mit an.
Auch andere Organisationen betreiben ähnliche Sozialkaufhäuser, etwa der Caritasverband. Im Kaufhaus Wertvoll werden ebenfalls Textilien, Möbel, Elektrogeräte, Haushaltsartikel, Bücher und mehr verkauft. Zudem bietet die Caritas auch Wohnungsauflösungen und Entrümpelungen an, eine eigene Schreinerei gibt es auch. Das Angebot im Kaufhaus Wertvoll richte sich hauptsächlich an Menschen mit kleinem Geldbeutel, erklärt Leiter Christian Ellmann. Kunden, die zum ersten Mal kommen, seien manchmal zunächst ein wenig skeptisch. Das ändere sich aber schnell, wenn sie das umfangreiche Angebot sehen. Und auch „gut betuchte Menschen“ nutzen die Sozialkaufhäuser regelmäßig, ergänzt Michael Worbs. „Einfach, weil es hier wie auf dem Trödelmarkt oft Außergewöhnliches zu entdecken gibt.“
Einen „muffigen“ Ruf habe der gesamte Second-Hand-Bereich schon lange nicht mehr, sagt Susanne Weipert, die seit 13 Jahren in Flingern den Laden „Lieblingsstücke“ für Mode aus zweiter Hand betreibt. „In den vergangenen drei, vier Jahren ist der Second-Hand-Trend sogar noch stärker geworden.“ Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit sei gewachsen.
Die privaten Verkäufer geben gut erhaltene und saubere Kleidung ab und erhalten dann den Erlös, falls die Stücke einen neuen Besitzer gefunden haben. Wie die Verkäufer seien auch Käufer von Second-Hand-Kleidung bunt gemischt. „Ich habe Kundinnen mit einem kleinen Portemonnaie, aber auch Unternehmerinnen oder Ärztinnen.“ Auch Marinko Bogdan zählt zu den Kunden, die die Second-Hand-Angebote der Stadt regelmäßig nutzen. Und zwar nicht, weil er darauf angewiesen sei, sondern weil er die Auswahl super findet, wie er sagt. „Wieso soll man nicht nach Schnäppchen gucken, wenn man welche bekommen kann?, fragt er. Und er habe schon einige gefunden.
„Zuletzt ein Boxspring-Bett für meinen Sohn“, erzählt Bogdan. „Ich habe es in einem Sozialkaufhaus gefunden und inklusive Lieferung ein Drittel des regulären Preises bezahlt. Und es war nicht mal gebraucht, sondern noch eingepackt und neu. Wer da nicht zuschlägt, ist doch selbst schuld.“