Fußball Amateurfußball steckt in der Krise

Analyse Die Situation im Düsseldorfer Amateurfußball ist erbärmlich. Kein Team aus der Stadt spielt in der Oberliga. Und in der Landesliga droht aktuell drei Vereinen der Abstieg. Der Blick in die Nachbarstädte zeigt, man braucht für nachhaltigen Erfolg nicht nur Geld.

Enttäuschte Spieler des SC West nach einem Gegentreffer gegen den SC Kapellen.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Was ist nur im Düsseldorfer Amateurfussball los? In der Oberliga findet man mit dem FC Büderich, Ratingen 04/19, oder dem VfB 03 Hilden zwar noch Klubs, die dem hiesigen Kreis 1 angehören. Doch einen Verein aus dem Stadtkern sucht man vergeblich.

Und selbst eine Spielklasse tiefer stellt sich das Bild in der Landesliga fast schon erbärmlich dar. Der SC West, das abgeschlagene Tabellenschlusslicht, verabschiedet sich am Saisonende sang- und klanglos in die Bezirksliga. Begleitet wird er dorthin höchstwahrscheinlich auch vom MSV Düsseldorf. Für den Verein mit den marokkanischen Wurzeln, der im letzten Jahr noch in der Oberliga spielte, wäre es der zweite Abstieg in Folge. Und auch die SG Unterrath kann sich ihrer Sache noch lange nicht sicher sein. Nachdem sie sich in den vergangenen drei Spielzeiten jeweils gerade noch in der sechsthöchsten Spielklasse halten konnten, droht der Elf vom Franz-Rennefeld-Weg auch jetzt wieder das große Zittern bis zum letzten Spieltag.

Bleibt die Turu, die nach dem Oberliga-Abstieg im vergangenen Sommer zunächst einmal auch eine Zeit lang brauchte, um sich eine Etage tiefer zu akklimatisieren. Inzwischen haben sich die Oberbilker aber zumindest im gesicherten Tabellenmittelfeld festgesetzt und haben das Privileg, als einziges Düsseldorfer Team fest für die Landesliga planen zu können. Zufrieden stellen wird das niemanden, der noch die Zeiten kennt, als es mindestens ein Team gab, dass noch auf Oberliganiveau konkurrenzfähig war. Doch was ist passiert, dass der hiesige Amateurfußball inzwischen derart brach liegt? Wenn auf diese Frage zu sprechen gekommen wird, werden schnell die Stimmen laut, dass Düsseldorf einfach keine echte Sportstadt sei. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Natürlich fällt auf, dass sich eine Stadt wie Velbert derzeit sogar mit einem Regional- und einem Oberligisten schmücken darf. Die Verhältnisse dort sind aber auch nicht mit Düsseldorf zu vergleichen, wo es erstens eine höhere Vereinsdichte aber auch vielfältigere Möglichkeiten für die Wirtschaft gibt, um das eigene Unternehmen zu präsentieren. Um sich in dieser Gemengelage als Verein attraktiv zu positionieren, bedarf es entweder eines Alleinstellungsmerkmals oder eines gemeinsamen Kraftakts. Der VfB 03 Hilden schafft es beispielsweise immer wieder, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die Seniorenteams zu integrieren. Dafür bedarf es aber auch einer leistungsstarken A-Jugend und das Bestreben, die eigenen Junioren im Klub zu halten. Die Kombination aus beidem vereint derzeit niemand in der Stadt Düsseldorf. Zudem fällt auf, dass es den Klubs auch immer schwerer fällt, Personen für die Vereinsmitarbeit zu gewinnen. Beim SC West hinkt man in der Kaderplanung regelmäßig hinterher, auch weil der Trainer im sportlichen Bereich ziemlich auf sich alleine gestellt ist. In Unterrath übernahm zwischenzeitlich der Torjäger Zissis Alexandris Gespräche mit Spielern. Auch bei der Turu ist Francisco Carrasco Trainer und sportlicher Leiter in Personalunion. Das ist etwas wenig Manpower, um sich Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Dass auf der anderen Seite zu viele Köche den Brei verderben, zeigt das Beispiel MSV Düsseldorf. Die Verantwortlichkeiten sind schwer zu durchschauen, gleiches gilt für personelle Entscheidungen. Viele Spielerverpflichtungen erwiesen sich in der jüngeren Vergangenheit als Flop. So geht es für die Elleraner nach einem flotten Aufstieg von der Bezirks- in die Oberliga wohl auch ähnlich schnell wieder runter. Letztlich bleibt die Erkenntnis, dass es nicht nur Geld, sondern auch viele helfende Hände, Geduld und ein schlüssiges Konzept braucht, um einen Verein nachhaltig im gehobenen Amateurfußball zu etablieren.