DEG-Ikone Niederberger spricht über seine Karriere „Das waren unvorstellbare Zeiten“

Düsseldorf · Andreas Niederberger spielte zwölf Jahre lang für die DEG und war Teil der erfolgreichen 90er-Jahre. Inzwischen ist der 60-Jährige im Vorstand des Deutschen Eishockey-Bundes tätig. Seinen ehemaligen Klub verfolgt er dennoch weiterhin.

Die Antwort dauert weniger als eine Sekunde und wird mit einem kräftigen Lacher quittiert: „Die Brehmstraße.“ Klar, Andreas Niederberger muss bei der Frage nach seinem Lieblingsort in Düsseldorf nicht lange überlegen. Warum sollte er auch? Schließlich erlebte der heute 60-Jährige in der Eishalle am Zoopark die erfolgreichste Zeit seiner fast 20-jährigen Eishockeykarriere. Eine Laufbahn, die ihn vom beschaulich-bayrischen Bad Tölz aus über die Landeshauptstadt NRWs bis hin zur Funktionärsebene beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) geführt hat.

Wie das alles zustande gekommen ist, darüber sprach Niederberger vor Kurzem in einem Podcast. Und da spielte die Brehmstraße eben eine wichtige Rolle. Fünf Meisterschaften feierte Niederberger zwischen 1990 und 1996 dort mit seiner DEG. Unglaublich und außergewöhnlich sei das gewesen, erzählt Niederberger. „Wenn man sich daran erinnert, wie dieses Stadion gebrannt hat, wie wir zwei Stunden vor dem Spiel am Kreutzer-Parkplatz geparkt haben und am Stadion vorbei zu den Kabinen gegangen sind. Die Stehplätze waren ausverkauft und das ganze Stadion hat gesungen. Das waren unvorstellbare Zeiten. Da hat alles gepasst und ich hatte das Glück, da mit dabei sein zu dürfen.“

Einen nicht unwesentlichen Anteil daran habe sein Mitspieler Roy Roedger gehabt. Mit dem gebürtigen Kanadier hatte Niederberger bereits in Mannheim zusammengespielt. 1985 kam der gemeinsam mit einem weiteren Deutsch-Kanadier, die zuvor in die Bundesliga geströmt waren, nach Düsseldorf: Manfred Wolf. Niederberger dagegen folgte zunächst dem Ruf seines Mannheimer Trainers Ladislav Olejník und ging mit ihm zurück in die bayrische Heimat zum Sportbund Rosenheim. „Aber ich habe dann ganz schnell festgestellt, dass das nicht die richtige Entscheidung war“, gesteht er. Ziemlich zügig habe er diese revidiert, „und der Roy, mit dem ich heute noch eng befreundet bin, war mit ein ausschlaggebender Punkt, ein Faktor, dass ich mich für Düsseldorf entschieden habe“. Es war der Startschuss der goldenen 90er Jahre. Denn Jahr für Jahr hatte die damalige Vereinsführung den Kader optimiert.

Ein wichtiger Baustein in diesen erfolgreichen Jahren war auch Andreas Niederberger, der als mannschaftsdienlicher Verteidiger sowohl seinen Vorderleuten den Rücken freihielt als auch nach vorne Akzente setzte. Seine 587 Einsätze in der Bundesliga und ab 1994 in der neu gegründeten Deutschen Eishockey-Liga (DEL) werden nur von Stürmer Daniel Kreutzer (786) übertroffen. Aus dem aktuellen Kader könnte ihn in der kommenden Saison Bernhard Ebner, ebenfalls ein Verteidiger, einholen. Der 33-Jährige steht aktuell bei 552 Erstliga- bzw. DEL-Einsätzen – allesamt für die DEG.

Auch nach Ende der aktiven Profikarriere im Jahr 1998 blieb Niederberger, der für die Nationalmannschaft an zehn A-Weltmeisterschaften und vier Olympischen Spielen teilnahm, der Eislaufgemeinschaft verbunden, arbeitete später als Jugendtrainer an der Brehmstraße und verfolgte aktiv den Karriereweg seiner beiden Söhne Leon und Mathias.

Die wurden bei der DEG zu Profis, inzwischen spielen sie in Krefeld (Leon) und München (Mathias). Allein Mathias wurde bereits dreimal Meister, ist zudem seit Jahren Nationaltorhüter, auch bei der WM-Silbermedaille im Vorjahr.

Vater Andreas hat trotzdem noch immer ein Auge auf die DEG. „Man kann ja immer hoffen und tun und zufällig eine gute Saison spielen, das ist immer möglich“, so Niederberger. „Aber um langfristig diese Chance zu haben, da oben dabei zu sein, braucht man einfach Geld. Du musst nicht nur die Spieler bezahlen können, du brauchst ja auch mittlerweile dieses professionelle Umfeld. Du brauchst die Menge an qualifizierten Trainern, du brauchst den Staff, du musst reisen, du brauchst Material. Das ist ja mittlerweile ganz anders als noch zu unseren Zeiten.“

Seit Mai 2022 ist Niederberger, der auch ein Unternehmen im Pflegebereich führt, beim DEB tätig und arbeitet als Vizepräsident daran, den Verband für die Zukunft aufzustellen. „Wir haben den Plan, eine DEB-Akademie zu gründen, in der es einen eigenen Bereich für die Trainer und Schiedsrichter, vor allem die Schiedsrichter-Ausbildung geben soll“, sagt Niederberger. „Aber auch die Ausbildung der Spieler wird da einen besonderen Fokus erhalten.“