„Will mich nur auf mich konzentrieren“ Quapp muss sich Spielzeit erarbeiten

Nikita Quapp gilt als ein sehr talentierter Torhüter. Bei der DEG muss er sich jedoch hinter dem Norweger einordnen. Eine Situation, die der 21-Jährige bereits kennt.

DEG-Zugang Nikita Quapp beim ersten Eistraining seines neuen Klubs.

Foto: Ralph-Derek Schröder

Nikita Quapp sticht heraus. Und das nicht nur wegen einer imposanten Körpergröße von 1,91 Metern. Wer den neuen Torhüter der Düsseldorfer EG dieser Tage beim Eistraining in der kleinen Halle an der Brehmstraße genau beobachtet, dem sticht sofort seine Maske ins Auge. Blau und weiß ist sie, mit dem Logo seines Ex-Klubs Eisbären Berlin an beiden Seiten und dem des Kooperationspartners Lausitzer Füchse am Hinterkopf. Ein Relikt aus der Vergangenheit, das in den kommenden Wochen alsbald durch einen rot-gelben Gesichtsschutz ausgetauscht wird.

Ansonsten habe er sich schon ganz gut eingelebt bei seinem neuen Klub, berichtet der 21-Jährige – auch wenn die Trainingsstätte im Stadtteil Düsseltal ein wenig in die Jahre gekommen ist. „Aber wir haben hier alles, was man braucht“, betont Quapp. „Im Winter gibt es hier eine zweite Eisfläche, einen Kraftraum haben wir auch, also kann ich mich nicht beschweren.“

Dass der gebürtige Ravensburger am Montag überhaupt schon auf dem Eis stand, überraschte doch ein wenig. Schließlich war er kurz zuvor noch in den USA unterwegs gewesen und nahm eine Woche lang an einem Trainingscamp der Carolina Panthers aus der NHL teil. „Ich bin am Freitag schon losgeflogen, hatte Samstag und Sonntag frei, dann kann ich am Montag auch wieder trainieren“, sagt Quapp lächelnd.

Nichtsdestotrotz sei das schon alles anstrengend gewesen, gibt er zu. Früh aufstehen, jeden Tag Programm mit zwei Trainingseinheiten, stundenlangen Vorträgen und medizinischen Untersuchungen. Dazu noch der Jetlag. Aber: „Du nimmst extrem viel mit in diesen vier Tagen. Wir hatten zum Beispiel einen echt guten Mentaltrainer, mit dem wir viel gearbeitet haben.“ Bis zu fünf Stunden habe man da zusammengesessen, Vorträgen gelauscht und spezielle Übungen gemacht. Viel Input in kurzer Zeit, doch Quapp ist überzeugt: „In der Saison wird dir das früher oder später auf jeden Fall helfen.“

Ein starker Kopf wird in den kommenden Monaten angesichts der Torwartkonstellation bei der DEG auch vonnöten sein. In der ist Henrik Haukeland nicht nur die unangefochtene Nummer eins, ausgestattet mit einem langfristigen und gut dotierten Vertrag, sondern auch jemand, der am liebsten jedes Spiel mitnimmt. Hendrik Hane kann davon leidvoll ein Lied singen. Mit der Ankunft des Norwegers verlor Quapps Vorgänger schließlich merklich an Spielanteilen. Waren es in der Saison 2021/22 noch ziemlich genau die Hälfte (25 Einsätze) aller Hauptrundenspiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), bekam Hane in den darauffolgenden beiden Spielzeiten zusammen nur noch zwölf Einsätze. Zwar bewies der gebürtige Düsseldorfer, dass man sich durchaus auf ihn verlassen kann, wenn der Stammgoalie mal eine Pause benötigt. Allerdings wollte er mit fast 24 Jahren nicht länger im Schatten Haukelands stehen und wechselte stattdessen in diesem Sommer zum Ligakonkurrenten Iserlohn Roosters, wo er sich mehr Eiszeit erhofft als bisher.

Für Nikita Quapp ist
die Situation keine neue

Für Quapp ist eine solche Situation übrigens nichts Neues. In Berlin war er hinter Jake Hildebrand und Jonas Stettmer sogar nur die Nummer drei, bekam Spielpraxis vor allem in der DEL2 bei den Lausitzer Füchsen. 26 Hauptrundenspiele machte er in Weißwasser und hatte eine mehr als ordentliche Fangquote von rund 92 Prozent. Allerdings kassierte er auch 67 Tore; macht im Schnitt 2,63 Gegentreffer. Da waren seine Teamkollegen Stettmer (13 Spiele, 20 Gegentore, Gegentorschnitt: 1,54, Fangquote: 95,82) und Matthew Galajda (14 Spiele, 28 Gegentore, Gegentorschnitt: 1,97, Fangquote: 93,47) noch einen Tick besser unterwegs, wurden entsprechend auch in den Play-offs bevorzugt, wo Quapp lediglich ein Mal eingesetzt wurde.

Besser dürfte es bei der DEG im Normalfall nicht werden, zumal beim ambitionierten Kooperationspartner Krefeld Pinguine in Felix Bick ebenfalls ein ordentlicher Goalie zwischen den Pfosten steht. Viel wird auch davon abhängen, wie die Saison für beide Teams laufen wird und welche Strategie Neu-Trainer Steven Reinprecht verfolgt.

Quapp selber will sich darüber keine große Gedanken machen: „Ich habe eh keinen Einfluss darauf, was da passiert. Deswegen will ich mich nur auf mich selber konzentrieren.“ Er sagt aber auch: „Nur vom Training wird man nicht besser, da gehört auch Spielzeit dazu.“ Die muss er sich nun erarbeiten. Spätestens ab dem 11. August, dem offiziellen Trainingsauftakt, wird er erstmals auf Haukeland treffen. Dann muss er herausstechen – und das nicht mit seiner Körpergröße.