Kult-Kiosk in Hilden Das neue Gesicht hinter Knaacks Büdchen

Hilden · Das Geschäft am Lindenplatz hat eine fast 100-jährige, sehr bewegte Geschichte. Von vielen Hildenerinnen und Hildenern geschätzt, hat es jetzt einen neuen Betreiber. Was es brauchte, um die Hildener Institution „Knaacks Büdchen“ übernehmen zu können, und worauf der neue Besitzer sich besonders freut.

Ein für einige Hildener altbekanntes Gesicht ist der neue Betreiber von Knaacks Büdchens: Torsten Schneider.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das erste Taschengeld in Süßigkeiten investieren. Spontan eine Flasche Sekt kaufen, weil es was zu feiern gibt. Eine kalte Limonade während der Fahrradtour. Im Rheinland gibt es für all diese Anlässe eine Anlaufstelle: das Büdchen. Vor beinahe 100 Jahren, im Jahr 1928 eröffnete Gründer Karl Knaacks am Lindenplatz den ersten Verkaufsraum – damals nur eine kleine Holzbude. Nachdem das Büdchen dann jahrelang im Familienbesitz der Familie Knaacks geführt wurde, übernahm 1999 Wolfang Kessler das Geschäft.

Schneider betreibt auch das Lotto-Geschäft im Itter-Karree

Einige weitere Inhaber- und Betreiberwechsel später steht heute ein neuer Mann hinter dem Tresen: Torsten Schneider. Ein Mann, der mehr Ahnung vom Büdchen-Geschäft wohl nicht haben könnte; Insgesamt 25 Geschäfte in ganz NRW betreibt er – die meisten davon sind Vorkassengeschäfte, also die Lotto- Tabak- und Zeitschriftenläden vor den Kassen von großen Supermärkten. Auch in Hilden betreibt er noch andere Läden; unter anderem das Lotto-Geschäft im Itter-Karree.

Sein großer Erfahrungsschatz in der Branche habe es ihm ermöglicht, das Knaacks Büdchen zu kaufen, erzählt er. Die Vorbesitzer hätten einige Jahre nach einem Käufer gesucht. Anders als üblich ging es jedoch nicht um eine einfache Verpachtung, sondern um einen Verkauf der Immobilie. Mitgemischt hat unter anderem auch die Stadt Hilden. Sie wollten verhindern, dass auf dem Gelände Spielautomaten aufgestellt oder ein Wasserpfeiffen-Café eröffnet wird, berichtet Schneider. Das alles habe dazu geführt, dass sich keiner gefunden hat, der sich die Übernahme des Geschäfts zugetraut hat.

„Hier das Objekt war interessant für mich“, meint Schneider. Der Kauf der Immobilie sei für ihn auch eine Kapitalanlage. Ob Gefahr bestünde, dass das „Büdchengefühl“ darunter leide? Der Charme, den ein Stamm-Büdchen in der Nachbarschaft ausstrahlt? Torsten Schneider widerspricht. Auch das sei ihm wichtig: „Das Büdchen ist ein Stück Kultur“ – die gelte es zu bewahren. Er stehe zwar mittlerweile selbst nur noch selten hinter der Kasse, versuche aber dafür zu sorgen, dass seine Mitarbeiter weiterhin dieses Gefühl vermitteln. Außerdem kennt er durch seine anderen Hildener Geschäfte die Besonderheiten der Itterstadt: „Die Menschen hier genießen noch den Service.“ Wenn ältere Kunden und Kundinnen kämen, würde ihnen im Knaacks Büdchen der Kasten Wasser noch ins Auto getragen werden.

Die Hildener haben großen Durst nach der Haaner Felsenquelle

Auch diese Besonderheiten, gepaart mit dem Büdchen-Flair, wie es ihn wahrscheinlich nur in diesen Breitengraden gibt, würden gut an den Lindenplatz passen, meint Schneider. Die letzten 100 Jahre sprechen da für sich.

Auch aus diesem Grund entschied Schneider sich dazu, im Büdchen das meiste erst einmal beim Alten zu lassen. In einige Themen musste er sich dazu dann trotz seiner 30-jährigen Erfahrung doch einarbeiten: „Den Getränke-Sektor habe ich bisher immer ein bisschen stiefmütterlich behandelt“, berichtet der Büdchen-Inhaber, „hier spielt das aber natürlich eine riesen Rolle.“ Schnell habe er gemerkt, was den Hildenern und Hildenerinnen schmeckt. Besonders aufgefallen ist ihm die große Nachfrage an Wasser aus der Haaner Felsenquelle.

Schneider berichtet außerdem, einen Wandel im Hildener Handel feststellen zu können. Als Supermärkte noch um 18 Uhr schlossen, waren Büdchen ein zentraler Bestandteil der Einkaufskultur der Menschen. „Mittlerweile haben die aber ja länger geöffnet als wir Büdchen“, stellt Schneider fest. Auch die Auflagen der Verwaltung würden immer undurchsichtiger und strenger, empfindet der Büdchen-Besitzer. All das seien für ihn Gründe, nicht weiter zu expandieren, sondern nur noch solche Büdchen zu betreiben, die ihm auch Spaß bereiten.

Spaß an dem Kulturgut „Büdchen“ scheint Schneider zu haben. Er betont: „Büdchen können wir!“ Daher freue er sich auch schon auf den Büdchen-Tag in Hilden. Im Knaacks Büdchen wolle man Grillen, Füchschen vom Fass und Wein ausschenken: „Wir wollen hier mit unseren Kunden einfach eine schöne Zeit haben. Das wird gut“, meint Schneider.