Feldhockey Heßler ist beim DHC angekommen
Emma Heßler brauchte nach ihrem Wechsel zum DHC eine Weile, um sich zu aklimatisieren. Nun ist sie nicht mehr wegzudenken.
Im Hockey-Kader von Frauen-Bundesligist Düsseldorfer HC wimmelt es nur so von Nationalspielerinnen. Sie vertreten die Farben Deutschlands, Spaniens, Frankreichs und Argentiniens. Rein statistisch betrachtet wirkt Emma Sophie Heßler dagegen wie eine Randerscheinung. „Ich habe in der deutschen U 21-Nationalmannschaft gespielt, den Sprung in das Damen-Nationalteam aber nicht geschafft“, stellt die Verteidigerin nüchtern fest. Wenn sie redet, bleibt sie sachlich, ohne spröde oder überheblich zu sein. „Schlenzer sind meine Stärke, sowohl bei kurzen Ecken als auch beim Passspiel.“
Spektakuläres sieht man bei der 27-Jährigen selten, Schwächen sucht man im Abwehr- wie im Offensivverhalten vergebens, die Fehlerquote ist verschwindend gering. Ihre Ausgeglichenheit ist Plus und Manko zugleich. „Mal bin ich in der ersten Elf, mal bin ich draußen. Mal bin ich Teil von diesen, mal Teil von jenen“, sagt sie. Das gesamte Team aber weiß, was es an der personifizierten Zuverlässigkeit hat. Nationaltorhüterin Nathalie Kubalski charakterisiert ihre Mitspielerin wie folgt: „Emma ist wahnsinnig fleißig, sehr ehrgeizig und ein absoluter Teamplayer. Manchmal nimmt sie sich vielleicht etwas zu sehr zurück, sie könnte ruhig mehr Selbstvertrauen haben. Ihre Performance und ihre Tore sprechen für sich.“ Das zur Hockeyspielerin Emma Sophie Heßler, und das über den Menschen: „Sie ist zielstrebig, ordungsliebend und warmherzig.“ Dabei brauchte es Zeit, um in Düsseldorf Fuß zu fassen. Vor vier Jahren meldete sich der DHC bei der zentralen Mittelfeldspielerin des TSV Mannheim. „Damals befanden sich die DHC-Damen im sportlichen Aufstieg. Das Angebot von Trainer Nico Sussenburger konnte ich nicht ablehnen. Es passte auch zu meinem Vorhaben, in Köln meinen Masterabschluss in Physiotherapie zu machen.“ Für die gebürtige Stuttgarterin war der Wechsel an den Rhein mit einem Kulturschock verbunden. „Die Mentalität der Menschen hat mich am Anfang schon etwas irritiert. Wenn du dich aber erst einmal akklimatisiert und die Wand durchbrochen hast, kommst du nicht mehr raus – und willst das auch gar nicht mehr.“
Die Zeit der Anpassung ist längst vorbei. Die in einer Hockeyfamilie groß gewordene Heßler ist in der DHC-Familie angekommen. „Ich verstehe mich mit allen gut. Ich fühle mich als Bindeglied zwischen Jung und Alt. Wenn den Jungen etwas auf der Seele brennt, wenden sie sich manchmal an mich, damit ich das weitertragen kann“, erklärt sie. Wenn nötig, wird die leise Heßler auch schon mal laut. Bei aller Zurückhaltung und Bescheidenheit ist sie kein Duckmäuser.
Nach gutem Saisonstart
kam Sand ins Getriebe
Gründe, sich zu Wort zu melden, sind vorhanden. Denn in den vergangenen Wochen war längst nicht alles eitel Sonnenschein am Oberkasseler Seestern. Nach gutem Saisonstart kam Sand ins Getriebe des Deutschen Meisters. Einige Vorstellungen wirkten ungewohnt blutleer. „Kleine Leistungsdellen kommen im Laufe einer Spielzeit immer mal vor“, meint Heßler, äußert dann aber auch Kritik: „Es kamen unglückliche Einflüsse hinzu, die zu Unruhe und Reibungen zwischen Mannschaft und Trainer führten. Da stimmte es nicht immer mit der Kommunikation.“ Klare Worte im Vorfeld hätten einiges verhindern können: „Da fehlte es hin und wieder an Wertschätzung.“
Die aber sei bei einem leistungsorientierten Team Grundvoraussetzung für den Erfolg. Die Unstimmigkeiten übertrugen sich schließlich auf den Platz. „Untereinander haben wir darüber geredet und uns als Team zusammengerauft: ,Kommt, das letzte Spiel auf dem Feld in diesem Jahr schenken wir nicht her. Wir wollen die drei Punkte!‘“, erzählt sie. Beim 2:0-Sieg über den UHC Hamburg war dann wieder der souveräne DHC zu sehen. Dennoch: Das Ziel des DHC heißt immer noch Titelverteidigung. Für Emma Heßler ist das selbstverständlich: „Hockey gehört zu meinem Leben. Da hängt mein Herzblut dran. Es ist nicht nur das Spiel, sondern auch das Drumherum, die Mädels, das Klubleben.“ Hockey war auch das Thema ihrer Masterarbeit, in der es sich um die häufigsten Verletzungen im Feldhockey ging.