Rehapro Jobcenter des Ennepe-Ruhr-Kreises hilft mit kreativen Lösungen den Menschen
EN-Kreis · Die Lotsen des Programms Rehapro fördern Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen im EN-Kreis.
Komplexe körperliche Beeinträchtigungen, psychische Belastungen, Sucht: Wenn Kunden mit gesundheitlichen Einschränkungen ihre Lebensqualität verbessern und eine angemessene Beschäftigung finden wollen, hält das Jobcenter des Ennepe-Ruhr-Kreises gemeinsam mit der Rentenversicherung Westfalen seit 2020 ein besonderes Angebot bereit. Die Lotsen des Bundesprogramms Rehapro begleiten sie engmaschig, fördern und fordern sie mit innovativen Mitteln und individuell.
Hin und wieder verlassen Briefumschläge mit handgemaltem Smiley das Jobcenter. Sie stammen aus dem Büro des Lotsen Raymond Kettrup und gehen immer an dieselbe Adresse. „Eine meiner Kundinnen hat solche Angst vor dem, was in behördlichen Briefen stehen könnte, dass sie die Schreiben des Jobcenters gar nicht erst geöffnet hat. Als sie mir das erzählte, habe ich die Smileys eingeführt. Es hat tatsächlich geholfen.“
Mehr als die Hälfte der 300 Kundinnen und Kunden, die das Jobcenter derzeit im Rahmen des Programms betreut, haben psychische Probleme, oftmals zusätzlich zu körperlichen Beeinträchtigungen und Erkrankungen, häufig hängt beides miteinander zusammen. Ihnen zielgenau zu helfen, sie irgendwann wieder in ein Beschäftigungsverhältnis zu vermitteln, erfordert Zeit, besonderen Einsatz und ein Vertrauensverhältnis. Deshalb betreut jeder der sechs Lotsen höchstens 50 Kunden, bei einem Integrationscoach des Jobcenters außerhalb von Rehapro sind es oft bis zu 200.
Nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt als Ziel
„Wir arbeiten eng zusammen. Meist sind es die Integrationscoaches, die fragen, ob wir einen ihrer Kunden begleiten können“, erzählt Kettrup. Er lädt die Betroffenen dann zu einem Gespräch ein, erklärt das Programm. Wenn er oder sie sich darauf einlassen möchte – die Teilnahme ist komplett freiwillig –, besprechen sie die persönliche Situation, ermitteln gemeinsam Ziele und überlegen, wie sie diese erreichen können.
Das mittel- oder langfristige Ziel ist natürlich immer eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt. Doch auf dem Weg dahin sind meist einige Schritte nötig, um die Gesundheit zu stärken. Der erste kann zum Beispiel der Besuch eines Facharztes, eines Sportvereins oder einer Selbsthilfegruppe sein. „Wichtig ist, dass die Menschen überhaupt vorankommen, und unser Job ist es, sie zu aktivieren“, sagt Kettrup. „Dafür gibt es kein pauschales Vorgehen. Der Weg eines jeden Kunden ist ganz individuell.“
Auch unangenehm könne der Weg sein, stellt der Lotse klar: „Ich bohre schon mal, fordere zum Nachdenken auf, das geht an die Substanz. Aber die allermeisten kommen wieder.“ Und das regelmäßig. Im Rehapro-Programm finden die Treffen zwischen Lotse und Kunde alle vier bis sechs Wochen statt, nicht immer im Jobcenter. „Manchmal ist ein gemeinsamer Spaziergang die bessere Wahl, um ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Oder ich begleite jemanden zu einem anderen Amt, zu möglichen neuen Vermietern oder was auch immer ansteht und sinnvoll erscheint.“
In manchen Fällen ist eine psychologische Therapie in einer Tagesklinik nötig, in anderen kann eine medizinische Rehamaßnahme das Richtige sein. Dann profitieren die Kunden davon, dass ein Berater der Rentenversicherung als Ansprechpartner im Jobcenter vor Ort ist.
„Nach jedem Schritt schauen wir gemeinsam: Gibt es eine Besserung, Stabilisierung? Wie kann es weitergehen?“, erklärt Kettrup. Das kann eine Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung sein, eine sogenannte „Maßnahme beim Arbeitgeber“ in Form eines Praktikums oder eine Fort- und Weiterbildung. „Dabei können wir ausprobieren, wie der Kunde klarkommt. Nach mehreren Jahren zu Hause ist es für manche schon eine enorme Herausforderung, vier Stunden am Stück außer Haus zu sein. Klappt es nicht, geht man einen Schritt zurück und probiert etwas anderes aus. Das Wichtigste ist, dranzubleiben.“
Ist ein Kunde oder eine Kundin so weit, dass Kettrup eine Chance für eine geförderte oder reguläre Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt sieht, bespricht er das in seinen Treffen mit den Kollegen aus dem Arbeitgeberservice des Jobcenters, die dann versuchen, einen Job zu finden.
„An diesem großen Ziel arbeiten wir lange, kreativ und flexibel. Manchmal gibt es Rückschläge. Aber an den allermeisten Tagen gehe ich zufrieden nach Hause mit dem Gefühl, etwas Sinnstiftendes getan und jemandem weitergeholfen zu haben“, sagt Raymond Kettrup. „Und wenn es am Ende mit einem festen Job klappt, freue ich mich mit dem Kunden riesig.“