Schwalm-Nette soll wachsen Entscheidung zum Naturpark vertagt
Niederrhein · Statt kommunalpolitischer Sorgen steht die Zukunft der Wasserwirtschaft zur Debatte.
Die Frage, ob das Verbandsgebiet des Naturparks Schwalm-Nette vergrößert wird, bleibt weiterhin offen. Einstimmig folgte die Verbandsversammlung dem Vorschlag, die Entscheidung in die Sitzung im Dezember zu verlegen. Dennoch sind die Hoffnungen der Befürworter eines erweiterten Naturgebietes etwas größer geworden. Denn die Kreise Heinsberg und Viersen, die sich gegen eine Erweiterung ausgesprochen hatten, kamen ins Nachdenken, als Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereichs Umwelt in Mönchengladbacher, den Blick geweitet hatte. In den beiden Kreisen gab es engere kommunalpolitische Fragen zu behandeln, etwa die Sorgen der Landwirtschaft oder das Befinden von Bürgermeistern. „Wir hatten an der ein oder anderen Stelle andere Themen“, sagte Jürgen Heinen aus Viersen. „Aber wir haben nicht darüber diskutiert, ob der Naturpark genügend Wasser hat“, so Heinen.
Das aber war genau von Weinthal angesprochene Thema. Es gehe um den wasserwirtschaftlichen Ausgleich, den RWE mit dem Ersatzwasser in das Naturgebiet leite. „Wir haben bislang alle gedacht, dass sich nach dem Tagebau das Grundwasser wieder so einpendelt, dass es dem Stand vor der Braunkohle entspricht“, sagte Weinthal. Im neuen Braunkohlenplan jedoch werde künftig weniger Grundwasser im Schwalm-Nette-Bereich erwartet. „Das hat nicht nur Auswirkungen für den Naturpark, sondern auch für die Landwirtschaft sowie für Trink- und Brauchwasser.“ Deshalb warb sie dafür, dass der Naturpark „mit einer starken Stimme“ im Braunkohlenausschuss wahrgenommen werde. „Wir verpassen sonst eine große Chance.“
Es war Jürgen Heinen, der bemerkte, dass in den kommunalen Gremien noch einmal über das Thema diskutiert werden müsste. Zuvor hatte Verbandsvorsteher Andreas Coenen darauf hingewiesen, dass es mit einem größeren Naturpark keine Nachteile für die Landwirtschaft gebe und die Kommunen in den beiden Kreisen ihre Bedeutung behalten würden. Der Kreis Kleve könne bereits heute zustimmen, sagte Peter Aengenheister. Man sei aber auch nicht gegen eine Vertagung. „Wir müssen uns fragen, ob das die richtige Betrachtungsweise in unserer Kommunalpolitik war“, sagte Elke Währisch-Große aus Kleve: „Beim Thema Klimaanpassung, das immer wieder auf unseren Tagesordnungen steht, müssen wir unsere Aufgaben größer denken.“ Das sei die besondere Herausforderung.
Als auch Sonja Zaunbrecher aus dem Kreis Heinsberg sagte, das Thema könne erneut beraten werden, stimmten die Verbandsmitglieder der Vertagung zu. Die Geschäftsstelle des Zweckverbandes bekam den Auftrag, eine Grundlage dafür zu schaffen, damit auch überall der Blick auf die Wasserversorgung der Zukunft gelenkt und die Diskussion geweitet wird.