Wie Kinder sicher zur Schule kommen „Im Auto nimmt man nichts von der Umwelt wahr“

Düsseldorf · Wie kommen Kinder unversehrt zur Schule? Den Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bestreiten, ist sicherer, als viele Eltern annehmen.

Die Viertklässlerinnen Salma (l.) und Marlene (r.) testen im Parcours ihre Geschicklichkeit beim Fahrradfahren. Bei den Verkehrssicherheitstagen auf dem Rheinbahn-Betriebshof haben 2700 Kinder an den Aktionen teilgenommen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Marlene und Salma gehen beide in die vierte Klasse einer Grundschule in Vennhausen. Die liegt zwar an der vierspurigen Vennhauser Allee, doch es gibt einen breiten Bürgersteig und einen separaten Radweg. Marlene fährt immer zusammen mit einer Freundin mit dem Tretroller zur Schule. Salma wird manchmal mit dem Auto gebracht. Dabei geht sie eigentlich lieber zu Fuß. „Dann bin ich an der frischen Luft“, sagt die Viertklässlerin. Doch viele Eltern setzen auf den Fahrdienst, oft aus vermeintlicher Sicherheit für die Kinder.

„Die Elterntaxis sind nicht wegzukriegen“, sagt Katrin Hegemann von der Düsseldorfer Verkehrswacht. Offizielle Zahlen zu den elterlichen Bringdiensten gibt es nicht. Die Verkehrswacht führt aber Zählungen an den Grundschulen durch und erfasst, wie viele Kinder mit dem Auto gebracht werden und wie viele zu Fuß kommen – dazu zählt auch der Schulweg mit Fahrrad, Roller, Bus oder Bahn. Das Ergebnis: „An manchen Schulen haben wir Fußgänger-Quoten von 80 bis 90 Prozent“, sagt Simon Höhner, Geschäftsführer der Verkehrswacht. Das liege dann vor allem an der Lage der Schule, die den selbstständigen Weg begünstigt. „An anderen Schulen sind wir wiederum bei fünfzig-fünfzig.“ Auch die Jahrgänge unterschieden sich mitunter stark.

Dabei provozierten die Elterntaxis eher Unfälle, als dass sie für mehr Sicherheit sorgen, so die Verkehrsexperten. „Vor den Schulen kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen mit den Autos“, sagt Katrin Hegemann. Zudem fehle den Kindern die Erfahrung, sich selbstständig im Straßenverkehr zu bewegen. „Im Auto nimmt man nichts von der Umwelt wahr“, sagt Höhner. Viele Kinder hätten spätestens dann Probleme, wenn sie auf die weiterführende Schule wechseln und plötzlich alleine mit Bus und Bahn fahren sollen.

Der Verkehr sei zwar komplexer geworden, so Höhner, schließlich seien nicht nur Autos und Fußgänger, sondern auch E-Bikes, Roller und Lastenräder unterwegs. Doch zugleich seien die Bedingungen besser denn je: Tipps für die Verkehrserziehung gibt es leicht verfügbar im Internet, die Radwege werden stetig ausgebaut und auch die Unfallstatistiken sprechen für eine hohe Sicherheit.

Zehn Schulwegunfälle
im Jahr 2023

Im vergangenen Jahr kam es auf Düsseldorfer Straßen zu 130 Unfällen mit Kindern, 180 Mädchen und Jungen wurden dabei verletzt. Deutlich weniger als im Vorjahr, zeigt die Unfallstatistik der Polizei. Nur ein kleiner Teil der Unfälle geschieht zudem auf dem Schulweg.

Zehn Schulwegunfälle zählte die Polizei für 2023. Für dieses Jahr sei die Tendenz leicht steigend, sagt Polizeipräsidentin Miriam Brauns.

Auffällig ist bei den Unfällen mit Kindern jedoch der gestiegene Anteil bei jenen, die zu Fuß unterwegs sind und die Unfälle selbst unbeabsichtigt verursachen. Polizeipräsidentin Brauns sieht hier vor allem die Eltern und alle anderen erwachsenen Verkehrsteilnehmer in der Pflicht. „Erwachsene müssen Vorbilder sein“, so Brauns. Insbesondere rote Ampeln würden von Fußgängern und Radfahrern oft missachtet. Damit würden auch Kinder dazu verleitet, einfach über die Straße zu rennen.

Wie gefährlich das sein kann, sahen die Kinder bei den Verkehrssicherheitstagen auf dem Rheinbahn-Betriebshof. Die Polizei führte mit einem Einsatzwagen vor, wie sich die Bremswege bei Tempo 30 und Tempo 50 unterscheiden. Und was das für ein Hindernis – im schlimmsten Fall einen Menschen – bedeutet, das dann gerade auf der Straße steht.

2700 Viertklässler von 62 Düsseldorfer Schulen haben an den Aktionen während der Verkehrssicherheitstage teilgenommen. Auf dem Betriebsgelände konnten die Kinder ihre Motorik, ihre Geschicklichkeit und ihr Reaktionsvermögen testen, zum Beispiel beim Inliner- oder Rollerparcours. Marlene und Salma begaben sich auch in den Fahrradparcours. Dort kommt es aufs Gleichgewicht beim langsamen Fahren, aufs einhändige Lenken beim Handzeichen-Geben und das punktgenaue Bremsen an. Marlene und Salma haben bewiesen, dass sie es auch mit dem Fahrrad sicher zur Schule schaffen würden.