„40 Grad Urban Art Festival“ Ein buntes Stück Düsseldorf

Beim „40 Grad Urban Art Festival“ werden Fassaden und Unterführungen mit Graffiti versehen.

Die Künstler Tom 71, Radon und Schriftzug (v. l.) haben beim beliebten Düsseldorfer Festival eine Hauswand im Stadtteil Unterrath kreativ gestaltet.

Foto: Henning Herbst/Falko Lendzian

Wie kann man eine Stadt mehr beeinflussen, als sie bunt zu machen? Gar nicht, meint Anna Popp, die mit sieben weiteren Kulturschaffenden das „40 Grad Urban Art Festival“ organisiert, das noch bis zum 11. September läuft. Mit Graffiti, Wandbildern und anderen Formen der Streetart soll die Kunst im öffentlichen Raum weiter etabliert werden – nicht nur, um Fassaden, Stromkästen und Unterführungen ansehnlicher zu machen, sondern um Menschen, die an den Kunstwerken vorbeikommen, einen Zugang dazu zu verschaffen. Die einzige Voraussetzung: mit offenen Augen durch die Straßen zu laufen.

Wer das macht, hat möglicherweise auch die in der Stadt auf den Asphalt aufgesprühten Fußspuren gesehen. Sie führen zur Unterführung Ellerstraße am Mintropplatz, wo das Künstlerkollektiv „Rettungsflotte“ in Zusammenarbeit mit der Streetart-Künstlerin Bona Berlin ein großes Wandgemälde angefertigt hat. Die politische Botschaft weht unmissverständlich auf einer der beiden orangefarbenen Flaggen, die auf der Wand zu sehen sind: „Leave no one behind“ steht da geschrieben, ein Appell an die Flüchtlingspolitik und die ganze Gesellschaft.

„Viele unserer Künstler beziehen kritisch Stellung zu gesellschafspolitischen Themen und machen mit ihrer Kunst darauf aufmerksam“, sagt Popp. Neben Flucht und Migration greifen viele Kunstwerke auch den Klimawandel oder rechte Gewalt auf. Auch das Festival selbst bezieht klar Stellung: So wurden Ende August Bilder an der Rheinufer-Promenade versteigert, der Erlös ging an die Organisation Seebrücke. Aktuell läuft eine Versteigerung von Corona-Warnschildern, deren Erlös zur Hälfte an die Mahn- und Gedenkstätte geht.

"40 Grad Urban Art Festival"
läuft noch genau eine Woche

Diese Warnschilder wurden speziell für das diesjährige Festival von Künstlern gestaltet. Das findet zwar corona-bedingt größtenteils online statt, einzelne Wandmal-Aktionen können Besucher aber auch vor Ort verfolgen – an den Mindestabstand und die Maskenpflicht erinnern dabei die Schilder. Die nächste Gelegenheit dazu bietet der Künstler Carl Kenz, der am Samstag, 5. September, aus Stuttgart anreist und bis einschließlich Dienstag, 8. September, eine Wand des Hotels Arosa in Oberkassel bemalen wird.

Ein weiterer Höhepunkt des Programms ist die Metzgerei-Schnitzel-Jagd, die am Mittwoch, 9. September, zum letzten Mal stattfindet. Hierbei werden auf der Facebook-Seite des Festivals besondere Kunst- und Kulturorte gepostet. Dort wartet ein QR-Code, der eine Aufgabe bereithält, deren Lösung dann wieder auf Facebook gepostet wird – wer gewinnt, entscheidet am Ende das Los.

Auch wird von Samstag, 5. September, bis Mittwoch, 9. September, jeden Abend um 18 Uhr eine Live-Show gesendet, wo Popp gemeinsam mit ihrem Kollegen Klaus Martin Becker Gäste zu verschiedenen Themen empfängt. Am 11. September ist dann erstmal Schluss. „Wir sind aber momentan ein bisschen übermütig“, sagt Anna Popp, denn normalerweise findet das Festival nur alle zwei Jahre statt — 2019 gab es aber auch bereits eine Ausgabe. „Wir diskutieren momentan, ob wir den Ein-Jahres-Rhythmus dauerhaft beibehalten — die Resonanz aus der Bevölkerung ist auf jeden Fall da.“