Schließungen in Haan und Solingen Aus Klinik-Areal wird Gesundheits-Campus

Hilden/Haan · Die Kplus-Gruppe bestätigte die vorgesehene Umwandlung am Freitagmittag. Allerdings müssten noch die Verträge unterschrieben werden. Rettungswagen sollen künftig auch Arztpraxen ansteuern dürfen.

Die Wartezeiten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser sind schon heute hoch. Ein Ansteuern der Arztpraxen könnte für Entlastung sorgen.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Der Plan B für die Zeit nach der Schließung des Haaner St.-Josef-Krankenhauses, an dem Bürgermeisterin Bettina Warnecke und verschiedene andere Akteure seit Wochen hinter den Kulissen arbeiten, ist in greifbare Nähe gerückt: Wie die Krankenhaus-Betreibergruppe Kplus am Freitag mitteilte, soll dort ein Gesundheitscampus entstehen. Die Gespräche stimmten positiv. „Unser Konzept der ambulanten Versorgung wird von möglichen Mietern sehr gut angenommen“, verkündete Geschäftsführer Kai Siekkötter, schränkte aber noch ein: „Es ist noch kein Vertrag unterschrieben.“

Das Haaner Krankenhaus schließt am 21. Dezember – nach mehr als 100 Jahren. Das erst vor kurzem sanierte Hauptgebäudes inklusive des neuen OP-Traktes und des Endoskopiebereichs soll künftig als ambulanter Gesundheitscampus fungieren – ersten Gesprächen zufolge träfen die Pläne auch bei Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen sowie Pflege- und Therapieeinrichtungen auf offene Ohren.

Wir sind guter Dinge, dass wir im ersten Quartal 2024 mit den ersten Anbietern starten können“, zeigt sich Kai Siekkötter zuversichtlich.

Was konkret angeboten werden wird, dazu wollte er sich noch nicht äußern: Namen nenne er erst, wenn die Verträge unterschrieben seien. Mit den aktuellen Praxen auf dem Gelände spreche man aber selbstverständlich auch. Die Entscheidung, ob die sich ändernden Rahmenbedingungen für die jeweilige Praxis passen, müsse aber eben von den Praxen selbst mit Bedacht getroffen werden. Bis zu dieser Entscheidung werden die Praxisbetriebe unabhängig vom Krankenhausbetrieb fortgeführt. Das Gelenkzentrum Bergisch Land beispielsweise hatte seine Patienten Bereits in den vergangenen Tagen darüber informiert, an seinem bisherigen Standort auch weiterhin seine medizinischen Leistungen anzubieten.

Darüber hinaus ist vieles denkbar: Der Bedarf an verschiedenen Versorgungsformen im Kreis Mettmann sei unbestritten, betont Kplus. „Unterschiedliche fachärztliche Versorgung, ein ambulantes OP-Zentrum, ein Therapiezentrum mit Logopädie, Physio- und Ergotherapie, aber auch dringend benötigte Kurzzeit- und Tagespflegeplätze oder ambulante Reha-Angebote – Träger und Stadt denken in alle Richtungen“, sagt Kai Siekkötter. Die Nachfrage sei groß.

Die Infrastruktur steht in weiten Teilen bereits – Parkplätze, barrierefreie Zugänge – so dass man in der Kplus Gruppe mit einer zügigen Umsetzung rechnet – auch, „weil Landrat Thomas Hendele für den Kreis und die Stadt Haan mit Bürgermeisterin Bettina Warnecke am so genannten ‚Plan B‘ mitarbeiten.“

Seniorengerechtes Wohnen und Bildungszentrum bleiben bestehen

Fest steht auch bereits: Das St.-Josef-Wohnen mit Service als seniorengerechte Wohnanlage und das Katholische Bildungszentrum Haan als staatlich anerkannte Pflegeschule werden auf dem Gelände fortgeführt werden.

Rettungswagen, die Notfallpatienten schnell in medizinische Versorgung bringen müssen, sollen künftig auch niedergelassene Arztpraxen ansteuern dürfen. Diesen Ausblick auf die Zeit nach der Schließung des Haaner Krankenhauses St. Josef gab Arne Köster am Donnerstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Feuerschutz und Ordnungsangelegenheiten in der Gartenstadt. Der promovierte Mediziner und Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Mettmann stellte dabei vor allem in den Fokus, wie sich die Notfallversorgung nach dem Wegfall eines kompletten Krankenhauses umorientieren und neu aufstellen muss.

Die Grundproblematik hatte Haans stellvertretender Feuerwehrchef Mirko Braunheim bereits vor Wochen am Rande der Demonstration für den Erhalt der Klinik skizziert:„Wir haben momentan zwei Rettungswagen und einen Krankenwagen auf der Wache an der Nordstraße stationiert“, berichtete Braunheim seinerzeit. Die müssten künftig vermutlich deutlich längere Fahrten unternehmen, um Notfallpatienten in Krankenhäusern unterzubringen.

Ein Ansteuern von Arztpraxen, wie zurzeit im Rettungswesen erörtert, könnte die Notaufnahmen der Krankenhäuser in den umliegenden Städten entlasten, stellte Köster in Aussicht. Zugleich sollten die beiden Haaner Rettungsfahrzeuge rund um die Uhr an allen Tagen einsatzbereit sein, damit Abwesenheitszeiten besser überbrückt werden können.

(peco)